Wurmaulspitze (Fane Alm)

Olperer und Hochfeiler im Hintergrund
Frank Rösner – ZUM NACHREISEN Sonntag, 17. November 2024 von Frank Rösner – ZUM NACHREISEN

Leichter 3000er mit genialem Rundumblick

Wer noch keinen 3000er bestiegen hat und eine einfache Tour sucht, ist bei der Wurmaulspitze richtig. Der komplette Aufstieg verläuft über Gehgelände. Nur zwei leichte Stellen sind seilversichert und es muss ein wenig gekraxelt werden. Absturzgefahr besteht allenfalls am Gipfel, wenn man von der Aussicht fasziniert dem Abgrund zu nahe kommt.

Den Ausgangspunkt der Tour erreicht man über Brixen. Von dort fährt man ins Pustertal. Gleich beim ersten Ort Mühlbach (Rio di Pusteria) wird die Pustertalstraße verlassen. Im Ort folgt die Abzweigung nach Vals und Meransen. Ein Stück bergauf teilt sich die Straße und man entscheidet sich nach links für Vals. Nach dem Ort Vals wird das Skigebiet Gitschberg-Jochtal passiert und man erreicht die Parkplätze für die Fane Alm. Wenn noch etwas frei ist, kann man bis kurz vor die Fane Alm fahren. Der Parkplatz liegt auf 1700 m Höhe. Ansonsten muss man das Auto früher abstellen und mit einem Shuttle-Bus hochfahren, im Sommer sowieso.

Am Parkplatz der Fane Alm ist die Brixner Hütte mit knapp 2 Stunden und die Wurmaulspitze mit gut 4 Stunden ausgeschildet. Ich habe bis zur Brixner Hütte aber nur gut eine Stunde benötigt und auf die Wurmaulspitze weitere 2½ Stunden, jeweils ohne Eile. Die angegebenen Zeiten sind also großzügig bemessen.

Die Fane Alm, ein wunderschönes Almdorf, vergleichbar mit der Eng Alm im Karwendel, liegt nur 5 Minuten nach dem letzten Parkplatz. Schon hier befindet sich die Baumgrenze. Jetzt im November war die Fane Alm natürlich bereits geschlossen. Von der Alm führt ein breiter Weg entlang des Valler Bachs und durch eine Klamm mit Wasserfall, die Valler Schramme, bis zur Brixner Hütte auf 2300 m. Beim Blick zurück erscheinen in der Ferne die Dolomiten, mit Langkofel, Kesselkogel, Latemar-Gruppe und Diamantiditurm. Die Gipfel am Tal-Ende heißen Rübespitz und Pfannespitz.

Bei der Brixner Hütte beginnt der eigentliche Aufstieg, wobei die Wurmaulspitze nicht durch einen Wegweiser gekennzeichnet ist. Vielmehr weist ein Fels hinter der Hütte mit der Aufschrift „Wurmaul“ den richtigen Weg. Der Weg kreuzt den Hang und es geht in Serpentinen durch eine karge Hochgebirgslandschaft. Also ganz geschenkt bekommt man den Gipfel dann doch nicht. Je höher man kommt, desto mehr nimmt der Weg den direkten Weg zum Gipfel. Rechts des Aufstiegs liegt die Rotwand. Der Weg auf die Wurmaulspitze dreht nach links, also nach Norden. 200 Meter unterhalb des Gipfels starten die Gleitschirmflieger.

Die größten Gefahren beim Auf- und Abstieg stellten an diesem Tag die zugefrorenen Bachläufe und Eisbruch dar. Die Überquerung der Eisplatten war nicht ohne. Natürlich war ich zu bequem, die Grödel auszupacken. Dreimal habe ich es erlebt, dass Eisbrocken herabrieselten. Das erinnerte an Steinschläge.

Der Rundblick vom Gipfel auf 3022 m ist gigantisch. Im Norden sind der Olperer (umrahmt von Hohe Wand und Hoher Riffler) und der Hochfeiler (umrahmt von Hochferner und Großer Möseler) zum Greifen nah. Aber auch die Zugspitze ist zu erkennen und sogar der Krottenkopf im Estergebirge bei Garmisch-Partenkirchen. Unmittelbar gegenüber erhebt sich die Grabspitz, die mit 3059 m sogar etwas höher als die Wurmaulspitze ist.
Im Westen liegt die Wilde Kreuzspitze, die ich mir fürs nächste Jahr vorgenommen habe. Dahinter sind Ortler, Hintere Schwärze, Weißkugel und Hirzer, vor allem aber die Stubaier Gletscher mit Wilder Freiger und Zuckerhütl gut zu sehen. Es folgen der Habicht mit der Ilmspitze. Auch die Serles muss zu sehen sein, diese zu identifizieren ist mir aber schwergefallen, trotz Fernglas.
Im Süden reicht das Panorama über die Sextener Sonnenuhr, die Dreischusterspitze und die Drei Zinnen hinter dem Dürrenstein zum Monte Cristallo. Der Langkofel liegt direkt hinter der vorgelagerten Rotwand. Die Geislerspitzen gehen im Vordergrund des Langkofels etwas unter. Es folgen der Antelao, die Tofana di Mezzo und der Monte Pelmo bei Cortina d’Ampezzo, weiter die Civetta und die Marmolada.
Nicht zu vergessen die Schneeriesen im Osten, vom Großvenediger über den Großglockner bis zum Hochgall.

Ich hielt mich eine Stunde auf dem Gipfel auf. Es war kalt und es wehte eine leichte Brise. Die Goretex-Jacke lässt jedoch keinen Wind durch. Nur beim längeren Fotografieren froren mir die Finger ein.

Der Abstieg ging unheimlich schnell. Mit Brotzeitpause an der im November geschlossenen Brixner Hütte waren es gerade mal 2½ Stunden. Mit meiner einstündigen Gipfelpause war ich also insgesamt 7 Stunden für 1.300 Höhenmeter unterwegs. Der große Vorteil an der Wurmaulspitze ist, dass der Weg meistens erdig ist und es kaum Geröll gibt. Beim Abstieg kommt man dadurch weniger ins Rutschen. Das gilt aber nur bei Trockenheit. Wenn es nass ist, verwandelt sich der Weg zweifelsohne in einen matschigen Pfad.

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