

König Ortler immer im Blick
Auf der Suche nach Schnee bin ich über den Reschenpass in den Vinschgau gefahren. Prad am Stilfserjoch und der dortige Campingplatz Sägemühle war mir von früheren Urlauben bereits bekannt. Von Prad zweigt die Straße zum Stilfserjoch ab, der Pass ist im Winter natürlich geschlossen. Es geht stetig bergauf. In Gomagoi zweigt die Straße dann nach Sulden ab und windet sich über mehrere Kehren hinauf auf ca. 1900 m.
Den Nachmittag habe ich für einen Besuch des Messner Mountain Museums Ortles in Sulden genutzt. Das Museum liegt dem Ortler, auch König Ortler genannt, mit 3905 m der höchste Gipfel von Südtirol, zu Füßen. Es ist das kleinste der Messner Mountain Museen. Dort dreht sich alles um das Thema Eis. Bereits am Eingang wird man von einer Herde Yaks begrüßt. Ausgefallene Ausstellungsstücke sind die Bekleidung von Reinhold Messner bei seinem Everest-Alleingang von 1980, seine Ski von der Antarktis-Durchquerung und ein sehenswerter Film dazu, aber auch der Eispickel von Josef Pichler, dem Erstbesteiger des Ortlers. Hinter einer kleinen Türöffnung wird man von einer Lawine überrascht. In einem hinteren Raum wird das Knacken des Gletschereises simuliert. Und nicht zuletzt wird ein ausgestopfter Yeti präsentiert, auch wenn Du es jetzt nicht glauben magst. Darüber hinaus ist das Museum sehr gemäldelastig. Zwei Stunden reichen für die Besichtigung locker. Das neben dem Museum befindliche ehemalige Restaurant Yak & Yeti hat leider geschlossen.
Ich erkundigte mich nach Möglichkeiten für eine Skitour und mir wurde die Suldenspitze empfohlen. Also machte ich mich am nächsten Morgen auf den Weg. Ich fuhr ganz an das Tal-Ende zum Parkplatz an der Seilbahn. Die Bahn führt zur Bergstation neben der Schaubachhütte. So habe ich mir den äußerst schattigen Teil der Strecke über die Talabfahrt erspart und konnte gleich auf 2610 m Höhe mit den ersten Sonnenstrahlen starten.
Bereits nach wenigen Metern und dem LVS-Checkpoint zweigt die Aufstiegsroute nach Süden von der Skipiste ab und man befindet sich im freien Gelände. Zunächst muss ein Hang gequert werden, bevor es auf den Suldenferner geht. Bei Lawinengefahr sollte man wohl besser weiter unten einsteigen und Abstand vom Hang halten. Der Suldenferner war gut eingeschneit und ich hielt mich an die Spur der erfahreneren Skitourengeher. Die insgesamt vielleicht 20 Tourengeher verteilten sich gut auf dem langen Anstiegsweg. Einige hatten Klettergurte angelegt, um für den worst case leichter aus einer Gletscherspalte gerettet werden zu können. Am Seil ist aber niemand aufgestiegen. Ich schloss mich immer wieder dem einen oder andern Tourengeher an, um nicht allein unterwegs zu sein.
Während der gesamten Tour fällt der Blick auf die imposante Königsspitze (3851 m), daneben der Zebru und rechts König Ortler – ein einfach nur atemberaubender Anblick. Tatsächlich waren sogar Skibergsteiger zu erkennen, die sich auf die Königsspitze wagten, eine sehr anspruchsvolle Tour.
Unterhalb des breiten Gipfelrückens der Suldenspitze quert man nach rechts zur sogenannten Janinger Scharte, um dann am Grat wieder nach links zu wechseln. Hier unterhalb des Gipfelrückens besteht bei entsprechender Schneelage durchaus Lawinengefahr. Der letzte Anstieg zum Gipfel auf 3376 m war dann steil und glatt, eine Spur war kaum vorhanden. Deshalb ließ ich die Ski stehen und kraxelte mit den Skischuhen zum Gipfelkreuz. Grödel oder gar Steigeisen waren jedoch nicht erforderlich. Felsen gab es keine.
Das kleine Gipfelkreuz der Suldenspitze mit seinem undurchsichtigen Milchglas hat mich besonders beeindruckt. Im Süden faszinieren die mächtigen Langenferner und Zufallferner, dahinter die Zufallspitzen (bis 3757 m) und der klangvolle Monte Cevedale mit 3769 m Höhe. Über den Gipfel der Suldenspitze verläuft die Grenze von Südtirol zur Lombardei.
Im Westen sind in nur gut 50 km Luftlinie der einzige 4000er der Ostalpen, der Piz Bernina, 4048 m, bekannt durch den Biancograt, und davor der Piz Palü auszumachen. Weitere prominente Gipfel im weiten Rundum sind die Weißkugel, die Hohe Gaisl, die Punta Penia (Marmolada), die Finailspitze und der Similaun, der Olperer und der Hochfeiler.
Die Abfahrt erwies sich als einfacher als erwartet, denn der Pulverschnee war nicht zu hoch und die ausgefahrenen Stellen nicht festgefroren. Obwohl die Suldenspitze ein beliebter Skitourenberg ist, fanden sich dennoch Stellen, um eigene Spuren zu ziehen. Robert, seines Zeichens Bergführer, begleitete mich freundlicherweise bei der Abfahrt. Es ist halt immer etwas problematisch, wenn man allein unterwegs ist. Wie sagte einer der anderen Tourengeher: Alpinsport ist kein Einzelsport.
Zurück an der Skipiste machte ich eine Pause im Restaurant der Bergstation. Die Schaubachhütte war zurzeit geschlossen, angeblich wird ein Käufer gesucht. Danach ging es auf der roten Piste zunächst bis zur Mittelstation. Es folgt eine schwarze Piste, das sogenannte Kanonenrohr. Aufgrund einer Lawinensprengung befanden sich hier allerdings kleine Steinchen im Schnee, so dass es besser gewesen wäre, ab der Mittelstation mit der Bahn abzufahren. Am nächsten Tag, bei meiner Tour auf die Hintere Schöntaufspitze, war ich schlauer.
Bilder-Galerie
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Blick über den Suldenferner zur Suldenspitze
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Die Suldenspitze im Blick (Mitte)
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Blick zurück nach Sulden
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Die Königsspitze spitzt heraus
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Der Grat zur Suldenspitze
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Blick zurück über den Grat
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Wunderschönes Gipfelkreuz
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Viel Platz auf der Suldenspitze
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Die Vorderseite des Gipfelkreuzes
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Blick zum Piz Bernina, 4048 m
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Blick zur Zufallspitze und zum Monte Cevedale
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Bergsteiger an der Königsspitze
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Blick zurück über den Suldenferner
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Königsspitze, Zebru und Ortler
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Etwas viel Weitwinkel
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Die Suldenspitze hinter der Bergstation
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König Ortler vom Reschenpass aus gesehen