Olperer-Erkundung

Frank Rösner – ZUM NACHREISEN Samstag, 7. September 2024 von Frank Rösner – ZUM NACHREISEN

Ruhige Runde am Fuße des Olperers mit Schoberspitz-Gipfelkreuz

Der Olperer in den Tuxer Alpen zwischen Zillertal und Wipptal hat es mir schon lange angetan. Bei vielen Touren, von den Ammergauer Alpen bis Südtirol, ist der 3476 m hohe Hauptgipfel des Tuxer Kamms zu sehen. Denn der Berg steht sehr eigenständig da, erst in 11 km Entfernung ist der Hochfeiler etwas höher. Da liegt es nahe, auch einmal auf den Olperer zu steigen.

Ich nähere mich aber gerne einem Berg an, das heißt, ich mache erst die eine oder andere Wanderung in der Nähe, bevor ich den Hauptgipfel in Angriff nehme. Dadurch wird die Besteigung des Gipfels noch interessanter, weil ich die Umgebung schon kenne und der Gipfel deshalb in die Umgebung besser eingeordnet werden kann. Es ist wie bei der Stadtbesichtigung. Kennt man die geschichtlichen Hintergründe, kann man eine Sehenswürdigkeit viel besser verstehen.
Einmal war ich schon in der Nähe des Olperers, nämlich bei der Olperer Hütte. Von dort ist der Gipfel jedoch nicht zu sehen. Das war auch nur ein Abstecher bei meiner Mountainbike-Tour über das Pfitscher Joch.

Heute habe ich deshalb eine Erkundungstour zum Olperer unternommen. Ich bin bereits sehr früh gestartet und erreichte den Parkplatz Wildlahner (GPS: 47.081948, 11.590003) im hinteren Schmirntal auf ca. 1500 m noch bei Dunkelheit. Der Parkplatz ist kostenlos, es wird jedoch um eine Spende gebeten. Eine feine Einrichtung ist das. Die Gemeinde Schmirn muss hier mal gelobt werden. Ohne Parkplatz hat man schließlich ein Problem.

Vom Parkplatz folgte ich zunächst der Beschilderung „Geraer Hütte, 3 Stunden“. Die unbewirtschaftete Isse-Alm fällt kaum auf. Der Blick fällt fortwährend auf den Olperer mit dem Olpererferner und den Fußstein. Die Bergstraße geht dann nach 1,5 Stunden bzw. 4 km in einen schönen Wiesensteig über, der in Serpentinen zum Joch hinüber zur Geraer Hütte führt. Vor dem Joch geht es dann sehr schön über Platten hinweg. Am liebsten wäre ich jedoch der Abzweigung „Olperer" gefolgt.

Wegen der Beschilderung „Steinernes Lamm“ war ich etwas verwirrt. Das ist nämlich nicht wirklich ein ausgeprägter Gipfel und ein Lamm konnte ich auch nicht erkennen.

Der Wanderweg zur Geraer Hütte hinunter, zum Teil über Blockgelände, war angenehm einfach. Der Weg ist Teil des Tiroler Höhenwegs. Wunderschön. Im Westen waren unschwer der Wilde Freiger, das Zuckerhütl und der Habicht auszumachen.

Die Geraer Hütte ist in erste Linie vom Valsertal ab Parkplatz Touristenrast erreichbar. Sie ist Ausgangspunkt für Besteigungen des Fußsteins und des Olperers von der Westseite.

Nach einem Apfelstrudel ging es auf dem gleichen Weg zurück. Kurz vor dem Joch folgte ich der Abzweigung „Tuxerjochhaus 3 ½ Stunden“. Ich hatte mir vorgenommen, auf dem Rückweg noch ein Gipfelkreuz mitzunehmen. Die Schoberspitz erschien mir problemlos machbar. Zunächst ging es stetig unterhalb des Olpererferners über Blockgelände durch eine Mondlandschaft. Früher erstreckte sich der Gletscher bis hier herunter.

Über dem Gletscher kreiste bestimmt zwei Stunden lang ein gelber Rettungshubschrauber. Wie mir auf der Hütte mitgeteilt wurde, sind Bergsteiger von der Geraer Hütte zum Olperer aufgestiegen. Ich befürchtete, dass auf dem Gletscher ein Unfall passiert sei. Ein paar Tage später erfuhr ich, dass ein 52-jähriger Deutscher allein und ungesichert am Nordgrat des Olperers unterwegs war und gegen 14 Uhr etwa 100 Meter unterhalb des Gipfelkreuzes 30 Meter durch felsdurchsetztes Gelände abgestürzt ist. Der Notruf wurde von Bergsteigern abgesetzt, die den Absturz beobachtet hatten. Der Verunfallte wurde vom Hubschrauber mit dem Tau geborgen. Mehr weiß ich nicht.

Es folgte eine etwas ausgesetzte, zum Teil drahtgesicherte Stelle. Hier ist Schwindelfreiheit erforderlich. Deshalb habe ich diese Tour auch unter Bergtouren und nicht unter Wanderungen eingeordnet. Gegenüber beeindruckte die Spitze der Hohen Warte. Rechts davon fällt die Serles bei Innsbruck auf. Die kürzliche Tour auf den König des Stubaitals war fantastisch.

Nach einem kurzen und unspektakulären Abstecher zum Joch, das hinüber nach Tux führt, folgte ich der Route weiter Richtung Schoberspitz. Der nicht beschilderte Weg war kurzzeitig schwierig auszumachen, dann aber wieder gut zu erkennen, bis schließlich der erste Blick auf das Gipfelkreuz der Schoberspitz fiel.

Der Aufstieg zur Schoberspitz war allerleichteste Kraxelei, die letzten Meter zum Gipfel ein Wiesenanstieg. Aber nett. Immerhin hat die Schoberspitz auch 2602 m Höhe.

Nach dem kleinen Gipfelabstecher folgte ich dem Abstieg ostseitig der Schoberspitz hinunter zum Ramsgrubensee. Im Osten konnte ich den Hohen Riffler ausmachen. Beim See hatte sich sogar jemand zum Baden aufgerafft. Insgesamt begegnete ich an diesem Tag jedoch nur etwa 10 Wanderern. Es war somit ein sehr entspannender Tag. Auf der Geraer Alm saßen auch nur vier Leute auf der Terrasse.

Der Rückweg ins Tal über die Wiesen zog sich erwartungsgemäß. Nach insgesamt 9 ½ Stunden war ich wieder am Parkplatz Wildlahner angekommen. Natürlich hätte ich die Tour auch in 7 Stunden schaffen können. Aber meine Fotopausen und das Abchecken der Gipfel rundum mit meinen Gipfel-Apps ist durchaus zeitaufwendig. Auch war ich ca. 1 Stunde auf der Geraer Hütte. Aber die Zeit ist mir sowieso egal, wenn nicht gerade ein Gewitter aufzieht oder die Dunkelheit naht. Berge sind zum Genießen da, nicht für Rekorde. Die Rekordjagd einiger Zeitgenossen sehe ich deshalb mit großer Skepsis. Aber bitte, wem es gefällt. Solange die Bergwacht nicht gerufen werden muss.

Fazit: Ich glaube nicht, dass es diesen Herbst noch etwas mit der Besteigung des Olperers wird. Ich überlege, im Winter mal eine Skitour vom Tuxer Gletscherskigebiet zum Olperer zu unternehmen. Mal schauen, wie weit ich komme. Die Besteigung im nächsten Jahr plane ich aber eher von der Ostseite mit Übernachtung in der Olperer Hütte.

Nach den Fotos unten habe ich ein Video des DAV von der Olperer-Überschreitung eingefügt. Das ist dann der Plan.

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