Wilder Freiger, Wilder Pfaff und Stubaier Gletscherwelt, 3456 m

Frank Rösner – ZUM NACHREISEN Sonntag, 18. August 2024 von Frank Rösner – ZUM NACHREISEN

Durch die Stubaier Gletscherwelt

„In drei Tagen durch die Stubaier Alpen – Wilder Freiger, Wilder Pfaff und Zuckerhütl“, so lautete die Ausschreibung der Bergschule. Vor allem das Zuckerhütl war für mich der Anlass, die Tour zu buchen, ist das Zuckerhütl doch nur mit einer Gletscherüberquerung erreichbar.

Tourverlauf: Nürnberger Hütte → Wilder Freiger → Müllerhütte → Wilder Pfaff → Pfaffenkogel → Stubaier Gletscherbahn

Eine Woche später habe ich bei besserem Wetter den ersten Teil der Tour wiederholt.

Tourverlauf: Nürnberger Hütte → Wilder Freiger → Becherhaus → Nürnberger Hütte

Treffpunkt war am Freitagmittag der Parkplatz der Nürnberger Hütte kurz nach Ranalt im hinteren Stubaital. Bis zur B´suchalm auf 1580 m ging es Anfangs flach durch das grüne Langental. Danach folgte ein wunderschöner Serpentinen-Steig. Nach ca. 3 Stunden und 900 Höhenmetern erreichten wir die Nürnberger Hütte auf bereits 2297 m, unsere Unterkunft für die erste Nacht. Die Hütte ist riesig, was allein an den vier Gaststuben zu erkennen ist. In den beiden Treppenhäusern kann man sich schon mal verlaufen. Gleichwohl ist die Hütte sehr gemütlich, gut organisiert und das Essen war herausragend.

Am Samstag brachen wir um 7 Uhr zum Wilden Freiger auf. Dabei waren lediglich zwei harmlose Restschneefelder zu überqueren. Über die Seescharte, Platten, Blockgelände und einen schönen Grat erreichten wir nach knapp 4 Stunden den Gipfel des Wilden Freiger auf 3418 m Höhe. Der Wilde Freiger hat auch einen italienischen Namen, Cima Libera, denn der Gipfel liegt auf der Grenze zwischen Österreich und Südtirol. Darauf weist ein Grenzstein neben dem Gipfelkreuz hin.

Leider waren die Sicht und vor allem die Fernsicht ziemlich eingeschränkt. Nach wochenlangem Sommerwetter war ausgerechnet an diesem Wochenende schlechteres Wetter angesagt. Aber zwischendurch riss die Wolkendecke immer wieder auf und ermöglichte schöne Ausblicke auf die umliegenden Berge und Gletscher.

Wir gingen den Grat zurück und über den unauffälligen Signalgipfel (Funkmast auf 3392 m) bergab Richtung Becherhaus, der höchstgelegenen Schutzhütte Südtirols. Auf diesem steilen Grat nahm uns der Bergführer ans Seil.

Schließlich querten wir den Übeltalferner hinüber zur Müllerhütte, unserem Tagesziel, das wir nach ca. 7 Stunden erreichten. Genau für diesen Zweck hatten wir einen Bergführer gebucht, denn eine Gletscherüberquerung erfordert Know-how, Erfahrung und Sicherung. Und der notwendige Gletscherkurs steht noch aus. Mit Bergführer waren wir dritt. Je größer die Seilschaft, desto sicherer. Das ist – unabhängig vom ausstehenden Gletscherkurs – auch mein Problem, weil ich häufig alleine unterwegs bin.

Bei der Müllerhütte wurden wir von der Hüttenwirtin überraschend mit einem Schnapserl begrüßt, eine wirklich nette Geste. Der Trunk aus eigener Herstellung schmeckte nach Granatapfel und Gewürzen, ein Vorgeschmack auf Weihnachten. LOL.

Die Müllerhütte (Rifugio Cima Libera) liegt auf 3145 m umgeben von Gletschern. Es gibt keine Möglichkeit, die Hütte ohne Gletscherüberquerung zu erreichen. Der direkte Grat vom Wilden Freiger ist eine andere Hausnummer und m.E. keine offizielle Route. Die Bewirtschaftung der Müllerhütte ist deshalb eine Herausforderung. Aus diesem Grund gibt es auch keine Duschen, geschweige denn warme Duschen. Zum Waschen rinnt das kalte Wasser nur langsam aus dem Wasserhahn. In dieser exponierten Lage muss mit den Ressourcen eben sparsam umgegangen werden. Der Blick von der Hütte über die weite Gletscherlandschaft ist dafür umso fantastischer. Gegenüber thront das Becherhaus auf dem gleichnamigen Becher. Im Westen überragt die Sonklarspitze den Gletscher. Der Wilde Freiger ist von der Müllerhütte aus nicht mehr zu sehen, lediglich der Signalgipfel ist nicht verdeckt. Nicht zuletzt ist von der Müllerhütte der Grat zum Wilden Pfaff zu sehen, unser erster Gipfel für den kommenden Tag. Und eigentlich muss es nicht erwähnt werden: Das Essen auf der Hütte war sehr gut. Ich habe manchmal den Eindruck, dass das Essen umso besser wird, je höher man hinauf kommt. Allen Hüttenwirten kann ich nur ein Lob aussprechen. Es wird auf nachhaltige und regionale Küche gesetzt, um die Gäste zu verwöhnen. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, denn es ist ein gewaltiger Aufwand für die Pächter.

Am nächsten Morgen brachen wir um 6 Uhr auf, denn ab 11 Uhr war Gewitter angesagt und wir wollten unser Tagesziel, die Gipfelstation Top of Tyrol der Stubaier Gletscherbahn bis dahin erreichen.

Von der Müllerhütte gingen wir erst ein Stück über den Übeltalferner und dann im Nebel den schönen Grat hinauf auf den Wilden Pfaff (Cime del Prete), der mit 3456 m sogar etwas höher ist als der Wilde Freiger. Der Wilde Pfaff war somit der höchste Punkt unserer Tour, denn das Zuckerhütl, mit 3507 m der höchste Gipfel der Stubaier Alpen, mussten wir wetterbedingt streichen. Der Ostgipfel des Zuckerhütl, das eigentliche „Hütl“, ist im Sommer wegen der Steinschlaggefahr ohnehin nicht empfehlenswert, der ursprünglich geplante Westgipfel (Pfaffenscheid) ist mit 3498 m etwas niedriger.

Vom Wilden Pfaff stiegen wir Richtung Pfaffenjoch hinunter auf den Sulzenauferner, den wir unterhalb des Zuckerhütls querten. Als nette Alternative zum Zuckerhütl stiegen wir noch einmal auf und zwar zum leicht erreichbaren Pfaffenkogel (3366 m). Sobald die Wolken etwas aufrissen, hatten wir einen herrlichen Blick zurück auf den Wilden Pfaff und die beiden Gipfel des Zuckerhütls. Nach Westen verirrte sich der Blick im abfallenden Sulzenauferner und den tiefliegenden Wolken über dem Stubaital.

Über den Sulzenauferner erreichten wir das Pfaffenjoch auf 3208 m und wechselten auf den felsigen Steig oberhalb des Pfaffenferners. Es zog sich noch einmal bis zur Gipfelstation des Stubaier Gletscherskigebiets Top of Tyrol auf 3165 m. Links unten war die Hildesheimer Hütte auszumachen. Besonders auffällig war die gleichmäßige Pyramide des Gaiskogels. Der Blick auf den Pfaffenferner zur linken und den Fernauferner unter der Bahn war im Sommer allerdings etwas trostlos. Die Schaufeljochbahn brachte uns mit einmal Umsteigen am Eisgrat ins Tal. Mit dem Bus ging es die 5 km zurück zum Parkplatz der Nürnberger Hütte.

Fazit: Die 48-stündige Tour (Freitagmittag bis Sonntagmittag) war ein kleines Abenteuer, auch weil kein strahlendblauer Himmel herrschte und die Sicht häufig schlecht war. Es hätte aber auch schlimmer kommen können. Unser Bergführer Matthias von der Blue Mountain Spirit Bergschule, seines Zeichens staatlich geprüfter Heeresbergführer, war ein echter Profi, hatte die Wegfindung im auch für ihn unbekannten Terrain sicher im Griff und die Wettervorhersage ständig im Auge. Aufgrund der im Laufe des Tages zunehmenden Gewittergefahr drängte er uns regelmäßig zur Eile. Mangels Sicht hielten wir uns auf den Gipfeln ohnehin nicht lange auf.

Der erste Komoot-Link zeigt den Weg von der Nürnberger Hütte über den Wilden Freiger zur Müllerhütte. Der zweite Komoot-Link beschreibt den Weg von der Müllerhütte über den Wilden Pfaff zur Stubaier Gletscherbahn.

Wie eingangs erwähnt, bin ich eine Woche später noch einmal auf den Wilden Freiger gestiegen und habe im Becherhaus übernachtet.

Der Beschreibung dieser Tour mit Fotos und Komoot-Links habe ich eine eigene Seite gewidmet:

Wie eingangs erwähnt, bin ich eine Woche später noch einmal auf den Wilden Freiger gestiegen und habe im Becherhaus übernachtet.

Der Beschreibung dieser Tour mit Fotos und Komoot-Links habe ich eine eigene Seite gewidmet:

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