Wilder Freiger und Becherhaus

Frank Rösner – ZUM NACHREISEN Samstag, 24. August 2024 von Frank Rösner – ZUM NACHREISEN

Nur eine Woche später

Eine Woche später zog es mich erneut ins Stubaital. Da ich noch eingelagerte Ausrüstungsgegenstände in der Nürnberger Hütte abholen musste, habe ich das gleich mit einer weiteren Tour auf den Wilden Freiger verbunden, denn dieses Wochenende war die Wettervorhersage besser.

Mit leichterem Gepäck benötigte ich diesmal nur 2 Stunden vom Parkplatz bis zur Nürnberger Hütte. Am nächsten Tag erreichte ich nach ca. 3 ¾ Stunden den Gipfel des Wilden Freigers. Der Blick reichte bei blauem Himmel bis zur Weißkugel und zur Wildspitze im Westen. Im Osten war an diesem Tag der Habicht ganz nah. Im Norden sei die Ruderhofspitze (3474 m) erwähnt. Nur die Dolomiten im Süden waren wolkenverhangen.

Vom Wilden Freiger kletterte ich über den Grat zum Becherhaus, der höchstgelegenen Hütte Südtirols, die ich letzte Woche von der gegenüberliegenden Müllerhütte aus sehen konnte. Der Blick auf die Karte machte deutlich: Becherhaus und Müllerhütte liegen als zentraler Knotenpunkt inmitten der Gletscherwelt. Hier laufen die Routen aus dem Stubaital, Ridnauntal, Pflerschtal und sogar dem Passeiertal und dem Ötztal zusammen. Das Ridnauntal ist in südöstlicher Richtung vom Becherhaus einsehbar.

Das Becherhaus ist ein Erlebnis für sich. Die Hütte liegt eindrucksvoll auf einem exponierten Hügel, dem Becher. Vom Signalgipfel führt der Grat hinunter. Nur an einer Stelle ist der Grat etwas brenzlig. Dort hätte ich mir eine Seilversicherung gewünscht. Erwartungsgemäß ist das Becherhaus nur zu Fuß und mit dem Hubschrauber erreichbar. Das erschwert die Führung der Schutzhütte und schlägt sich auch im Preis für die einzige Dusche nieder: 10 Euro für 3 Minuten. Nicht bekannt ist mir, wie warm das Wasser wird. Ich habe mich fürs Wassersparen entschieden.

Früher hieß das Becherhaus Kaiserin-Elisabeth-Schutzhaus, um seinerzeit von den preußisch-böhmischen Alpenvereins-Sektionen die Unterstützung für den Bau des Hauses auf dem Becher zu gewinnen.

Bei den letzten Stufen zum Becherhaus fühlte es sich an, als würde ich einen Wallfahrtsort erreichen. Und tatsächlich: Hinter dem Hubschrauberlandeplatz fiel der erste Blick auf die Kapelle Maria im Schnee, die höchstgelegene Kirche Europas. Denn Maria im Schnee heißt zwar Kapelle, ist aber eine offizielle Kirche. Und wie es der Zufall wollte, lernte ich am Grat zum Becherhaus Harald kennen, seines Zeichens Priester aus Wien, und seinen Begleiter Markus, von Beruf Seelsorger. Nachdem wir uns auf der Terrasse des Becherhauses ausgeruht hatten, entschlossen sich die beiden spontan, vor dem Abendessen eine Heilige Messe abzuhalten. Die kleine Kirche war mit den anwesenden Bergsteigern schnell gefüllt. Besonders faszinierend fand ich, dass Harald die Messe zweisprachig in deutsch und italienisch abhielt. Wie sich herausstellte, studierte er seinerzeit Theologie in Rom und war somit des Italienischen mächtig. Den Papst hat er in dieser Zeit allerdings nicht getroffen. Ich unterhielt mich prächtig mit den beiden Wienern und wir blieben auch am Folgetag beim Abstieg ins Stubaital zusammen.

Auf den alternativen Abstieg zur Nürnberger Hütte über den Roten Grat haben wir verzichtet, denn dieser war von Wolken umhüllt. Außerdem gab es dort eine Woche vorher einen tödlichen Absturz, den wir in unseren Köpfen hatten.

Der erste Komoot-Link beinhaltet den nicht zu verfehlenden Aufstieg vom Parkplatz zur Nürnberger Hütte. Der zweite Link umfasst den Aufstieg zum Wilden Freiger und den weiteren Weg zum Becherhaus. Unter Link 3 schließlich habe ich den Abstieg vom Becherhaus über den Signalgipfel ins Stubaital aufgezeichnet.

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