Krottenkopf und Hohe Kisten (Bike & Hike)

Der Krottenkopf
Frank Rösner – ZUM NACHREISEN Samstag, 26. Oktober 2024 von Frank Rösner – ZUM NACHREISEN

2-Gipfel-Tour im Estergebirge

Fährt man auf der A95 von München nach Garmisch-Partenkirchen, fällt links oberhalb von Eschenlohe ein Berg auf, der die Form einer Kiste hat. Es handelt sich um die Hohe Kisten (1922 m). Dahinter verbirgt sich der Krottenkopf, mit 2086 m der höchste Gipfel der bayerischen Voralpen.

Seit langer Zeit hatte ich eine Überschreitung von Garmisch-Partenkirchen nach Eschenlohe geplant, was für einen Tag jedoch eine lange Tour ist. Hier bietet sich eine Übernachtung auf der Weilheimer Hütte an.

In letzter Sekunde kam ich heute morgen auf die Idee, mit dem Mountainbike zur Esterbergalm zu fahren und von dort auf den Krottenkopf zu steigen. Allerdings hatte ich keine Lust, mit dem Bio-Bike zu fahren, denn aus Erfahrung weiß ich, dass da viel Schieberei angesagt ist, spätestens ab der steilen Kehre, wo der Bergweg oberhalb von Farchant Richtung Esterbergalm führt. Das werde ich mir nicht mehr antun. Und so lieh ich mir ein E-Bike aus, das mich dann auch zügig zur Esterbergalm (8 km) brachte – ohne Schieben, notwendigerweise allerdings im Turbo-Modus. Aber auch nach der Esterbergalm war noch nicht Schluss. Ich fuhr weiter ins Finzbachtal (2 km) und dann den grobschottrigen Weg hinauf bis zur Material-Seilbahn der Weilheimer Hütte (nochmals 2½ km) auf circa 1650 m Höhe, insgesamt also 12½ Kilometer bergauf. Das war eine geniale Idee, denn die Wanderung zur Esterbergalm kenne ich zur Genüge. So habe ich mir die lange Hatscherei gespart und konnte gleich in den Genussteil der Bergtour übergehen. Ja, für diese Zwecke finde ich ein E-Bike wirklich gut. Mit dem Bio-Bike ist man bergauf dagegen oft kaum schneller als ein Wanderer und wenn man Schieben muss, ist es zusätzlich anstrengend. Wer sich nicht sicher fühlt, auf dem grobschottrigen Abschnitt später bergab zu fahren, sollte das Fahrrad bereits an der Abzweigung im Finzbachtal, zwei Kilometer nach der Esterbergalm, abstellen und auch die 2½ km bis zur Material-Seilbahn wandern.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich startete mit meiner Wanderung also erst auf 1650 m Höhe – das will schon was heißen. An der Material-Seilbahn liegt zur Linken die steile Flanke des Bischofs (2033 m) und vor einem das Kareck (2046 m).

Während des Aufstiegs zur Weilheimer Hütte, einem einfachen Steig, hat man gleich einen herrlichen Blick auf den Bischof mit dem Wettersteingebirge links und dem Ammergebirge rechts des Gipfels. Ganz im Hintergrund liegt der Hochvogel. Der Daniel wird vom Bischof zunächst verdeckt. Den Daniel sieht man erst etwas später beim Aufstieg auf den Krottenkopf nach der Weilheimer Hütte, wenn er über dem Bischof herausspitzt.

Die Weilheimer Hütte (auch Krottenkopfhütte genannt) liegt auf 1956 m am Sattel zwischen Krottenkopf und Oberer Rißkopf (2049 m). Bis zur Hütte benötigte ich nur 45 Minuten. Es ist verrückt, wie viel ich durch das E-Bike eingespart hatte. Allein die Gehzeiten von der Weilheimer Hütte ins Tal machen deutlich, welche Hatscherei, die nicht immer spaßig und abwechslungsreich ist, mit dem E-Bike eingespart wird: Bis Eschenlohe oder Krün sind es 5 Stunden, bis Garmisch-Partenkirchen, Farchant oder Oberau etwa 4 Stunden – bergab wohlgemerkt! Für den Aufstieg von Partenkirchen bis zur Materialseilbahn hat Komoot 4 Stunden Fußmarsch errechnet. Mit dem E-Bike benötigte ich dagegen nur 1½ Stunden. Das ist zwar viel weniger, zeigt aber auch, wie lang der Weg ist. 1½ Stunden bergauf mit dem E-Bike sind schon ein Wort.

Von der Weilheimer Hütte schaut man hinüber zur Hohe Kisten, die von hinten gar nicht wie eine Kiste, sondern eher wie ein Zahn aussieht. Dahinter liegt der Heimgarten. Der Blick reicht nach rechts über den Herzogstand bis zur Benediktenwand. Davor ist ganz nah der Simetsberg.

Bis zum Gipfel des Krottenkopfs benötigte ich nur noch 25 Minuten. Die Rundumsicht vom Gipfel ist fantastisch. Der Krottenkopf hat für mich die Kramerspitze als besten Aussichtsberg von Garmisch-Partenkirchen abgelöst. Von keinem Gipfel habe ich bisher so viele andere Gipfel gesehen, auf denen ich bisher gestanden habe. Kein Wunder, ist der Krottenkopf doch der höchste Gipfel des Estergebirges. Auch der Barmsee und sogar der Walchensee sind zu sehen.

Im Osten fielen auf die Guffertspitze, dahinter das Kaisergebirge, auf. Aber auch die Schneeriesen Kitzsteinhorn, Großvenediger und Großglockner zeichneten sich ab. Aufgrund der Entfernung ist es allerdings schwierig, zu entscheiden, um welche Berge es sich im Einzelnen handelt. Im Uhrzeigersinn folgen der Blick auf das Karwendel und am Übergang zum Wettersteingebirge die Große Arnspitze. Im Süden folgen die Alpspitze und die Zugspitze.

Besonders schön ist der Blick nach Osten auf das Ammergebirge. Sogar der Geiselstein bei Halblech spitzt neben der Großen Klammspitze heraus, natürlich auch die Kreuzspitze, der Brünstelkopf und das Ettaler Manndl.

Zurück an der Weilheimer Hütte entschloss ich mich, noch zur gut sichtbaren Hohe Kisten und zurück zu gehen. Der Wanderteil der Tour wäre sonst wirklich zu kurz gewesen. Ein schöner Höhenwanderweg führt zunächst leicht bergab und dann wieder bergauf. Die letzten fünf Minuten bis zum Gipfelkreuz der Hohe Kisten sind dann leichte Kraxelei. Interessant ist von dort der Blick auf Eschenlohe und die A95. Bis jetzt hatte ich immer nur den Blick von der Autobahn nach oben auf die Hohe Kisten. Neben dem Gipfelkreuz befindet sich eine Art Grenzstein mit der Aufschrift TP. Das bedeutet aber nicht, dass hier über die Hohe Kisten eine Grenze verläuft oder früher einmal verlief. Vielmehr steht TP für Trigonometrischer Punkt oder Triangulationspunkt, also ein „Beobachtungspunkt der Landvermessung bzw. eines größeren Dreiecksnetzes“, so jedenfalls Wikipedia. Das TP steht auf der Südseite des Pfeilers.

Nach knapp zwei Stunden war ich zurück an der Weilheimer Hütte. Hinunter bis zur Material-Seilbahn und zum Fahrrad waren es dann nur 30 Minuten. Dafür benötigte ich für die Talfahrt gut eine Stunde. Auch daran ist zu erkennen, welche Hatscherei das E-Bike erspart hat. Der Neid der Wanderer war zu spüren. LOL. Trotz E-Bike-Unterstützung beanspruchte die Tour mit Gipfelpausen dennoch fast 8 Stunden.

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