Fahrstrecke:
Hotel → wenige Meilen → Parkhaus Nähe Union Station → wenige Meilen → Hotel (2. Nacht in Washington DC)
Washington DC
Die Hauptstadt der Vereinigten Staaten ist Washington, D.C., das ist auch die korrekte Schreibweise, wobei „D.C.“ für „District of Columbia“ steht. Zur Vereinfachung verwende ich die Schreibweise „Washington DC“. Der Begriff „Columbia“ ist von Christopher Columbus abgeleitet. Er fand bisweilen Verwendung, bevor die Vereinigten Staaten von Amerika zu ihrem Namen kamen. Manchmal muss man etwas aufpassen, damit es nicht zu Verwechslungen mit dem Staat Washington kommt, der im äußersten Nordwesten der Vereinigten Staaten am Pazifik liegt. Denn in Deutschland wird das „DC“ zumeist nicht genannt, wenn von der Hauptstadt gesprochen wird. Die Amerikaner sagen dagegen kurz „DC“.
Washington DC liegt südlich der Mason-Dixon-Linie, aus der die Grenze zwischen Pennsylvania und Maryland hervorging und die traditionell die Nord- und die Südstaaten trennt. Auch klimatisch ist Washington DC dem Süden zuzurechnen, die Sommer können heiß und schwül sein. Washington DC liegt auf der gleichen geografischen Breite wie Süditalien.
Das touristische Angebot in Washington DC und Umgebung ist riesig. Im Stadtzentrum warten das U.S. Capitol, das Weiße Haus sowie zahlreiche Memorials und Museen auf die Besucher. Auf der anderen Seite des Potomac River in Virginia sind der Nationalfriedhof von Arlington und das Pentagon. Der Landsitz von George Washington, Mount Vernon, liegt 20 km südlich des Kapitols (siehe Tag 26).
Der Großraum Washington DC schließt weite Teile von Virginia und Maryland mit ein. Es ist keine gewachsene, sondern eine geplante Stadt, die den neu gegründeten Vereinigten Staaten einen gemeinsamen, symbolträchtigen Regierungssitz gab. Zu diesem Zweck traten Maryland und Virginia im Jahr 1790 einen Teil ihres jeweiligen Staatsgebiets ab, vorwiegend Sumpfland. Das ergab ein Quadrat mit exakt 10 Meilen Kantenlänge, dessen Ecken in die vier Himmelsrichtungen zeigten. Der französische Architekt, Pierre Charles L’Enfant, der im Unabhängigkeitskrieg unter George Washington gegen die Briten gekämpft hatte, erhielt 1792 den Auftrag, die neue Hauptstadt zu entwerfen. Sein Plan sah Prachtstraßen und monumentale Gebäude vor, wie er sie aus seiner Heimatstadt Paris kannte.
Von den ursprünglich 100 Quadratmeilen sind heute nur noch rund 68 Quadratmeilen übrig. Die südlich des Potomac River gelegenen Gebiete wurden nach einem Referendum im Jahr 1846 an den Staat Virginia zurückgegeben, darunter Arlington und Alexandria. Vom ursprünglichen Quadrat sind die nördliche und die östliche Ecke übriggeblieben, so dass nur die nordöstliche Kante die ursprüngliche Länge von 10 Meilen hat. Die vier historischen Grenzsteine sind noch vorhanden. Wenn du das La Quinta in Capitol Heights gebucht hast, sind es von dort bis zum Grenzstein an der östlichen Ecke (East Corner Boundary Stone) nur 3,5 Meilen (Weg gegenüber Haus 304 Eastern Avenue NE, Washington, DC 20019).
Washington DC ist das politische Machtzentrum, aber kein Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Der Distrikt ist direkt dem Kongress unterstellt und verfügt selbst über keine volle Vertretung im Kongress. Die Bewohner von Washington DC können deshalb bei Wahlen nur wenig Einfluss nehmen, was auf den meisten Autokennzeichen angeprangert wird: „End taxation without representation“ (Schluss mit der Besteuerung ohne Vertretung) erinnert an die Proteste der Bürger während der Boston Tea Party: „No taxation without representation“ (siehe Tag 10).
Seit der Wahl im Jahr 1964 dürfen die Einwohner von Washington DC zwar den US-Präsidenten wählen, einen Senatsvertreter gibt es jedoch weiterhin nicht. Denn die Verfassung sieht nur 100 Senatoren vor, zwei pro Bundesstaat. Der seit 1970 gewählte Vertreter im Repräsentantenhaus hat nur ein eingeschränktes Stimmrecht.
Das Herz von Washington DC bildet die sogenannte National Mall. Das ist kein Einkaufszentrum, wie der Name vermuten lässt. Die National Mall ist vielmehr ein grüner Flaniergürtel, der sich mehr als 3 km vom Lincoln Memorial bis zum U.S. Capitol erstreckt. Rund um die Mall sind faszinierende Denkmäler (memorials) zu finden, außerdem herausragende Museen, die die Stadt zu einer einzigartigen Kulturmetropole machen (siehe morgen „Smithsonian“).
Der Straßenverlauf in Washington DC entspricht dem typischen amerikanischen Schachbrettmuster. Abweichend davon wird die Stadt von diagonalen Hauptstraßen durchzogen, die nach den Bundesstaaten benannt sind. Die Pennsylvania Avenue, die Verbindungsachse zwischen Weißem Haus und Kapitol, wird auch als „America’s Main Street“ bezeichnet.
Das U.S. Capitol bildet das Zentrum des District of Columbia. In der Krypta des Kapitols treffen sich die vier Quadranten der Stadt: Northeast (NE), Southeast (SE), Southwest (SW) und Northwest (NW). Bei den Straßennamen ist unbedingt auf diese Unterscheidung zu achten, sonst nützt das beste Navigationsgerät nichts.
Das Nahverkehrssystem besteht aus der Metro (Metrorail) und dem Metrobus sowie dem DC Circulator. Für Touristen ist insbesondere der DC Circulator interessant, denn die rote Line verkehrt rund um die National Mall. Ich kann hier jedoch nicht mit praktischer Erfahrung dienen. Meine Routen in Washington DC sind so ausgelegt, dass öffentliche Verkehrsmittel nicht benötigt werden.
Vom Columbus Circle Park gehst du schräg durch die gegenüberliegende Grünanlage zur D Street und auf der anderen Straßenseite in den Lower Senate Park. Von der Senate Terrace Fountain hast du einen ersten herrlichen Blick auf die Kuppel des Kapitols. Durch den Upper Senate Park gelangst du zur Constitution Avenue. Wende dich nach links. Am Ende des Parks befinden sich zur Linken die Bürogebäude des Senats. Gehe durch die Grünanlage hinter dem Kapitol zur First Street. Dort ist der Oberste Gerichtshof (Supreme Court) angesiedelt. Der Eingang zum Capitol Visitor Center befindet sich gegenüber auf der Ostseite des Kapitols.
Ich empfehle, zunächst einen Blick in das Gerichtsgebäude zu werfen. Dann steht dir der Rest des Tages für das Kapitol, die Kongress-Bibliothek und den Spaziergang rund um das Kapitol zur Verfügung.
In der Great Hall sind die Büsten aller bisherigen Gerichtspräsidenten ausgestellt. Zum Abschluss deines Besuchs sind die beiden über fünf Stockwerke freitragenden elliptischen Wendeltreppen aus Marmor in den seitlichen Korridoren einen Blick wert. An Wochenenden und Feiertagen ist der Supreme Court geschlossen.
Unter allen fantastischen Sehenswürdigkeiten der amerikanischen Hauptstadt nimmt das U.S. Capitol nochmals eine herausragende Stellung ein, sowohl politisch als auch architektonisch. Das Kapitol thront auf einem 30 Meter hohen Hügel. Es ist eine Stein gewordene Machtdemonstration auf dem höchsten Punkt der Stadt. Kein Gebäude darf das Kapitol überragen. Einzige Ausnahme ist die Spitze des Washington Monument.
Die riesige weiße Kuppel zieht den Betrachter schon aus der Entfernung in ihren Bann. Vorbild waren die europäischen Kuppelbauten, wie das Pantheon in Paris oder die St.-Pauls-Kathedrale in London. Die prunkvolle Innengestaltung kann sich durchaus mit europäischen Königsschlössern messen. Das Kapitol ist Sitz der zwei gesetzgebenden Kammern, des Repräsentantenhauses und des Senats, die zusammen den Kongress der Vereinigten Staaten bilden. Wenn über dem Südflügel die amerikanische Flagge weht, bedeutet es, dass die Mitglieder des Repräsentantenhauses tagen. Kommt der Senat zusammen, weht eine Flagge über dem Nordflügel. Die beiden Flaggen auf der West- und Ostseite, jeweils unterhalb der Kuppel, sind seit dem Ersten Weltkrieg traditionell rund um die Uhr gehisst. Das Kapitol gehört erstaunlicherweise jedoch nicht zu den Orten, an denen per Gesetz oder durch eine Präsidentenproklamation die US-Flagge 24 Stunden gehisst sein muss.
Der Bau des Kapitols wurde vom Zweiten Kontinentalkongress in Auftrag gegeben. Als das Kapitol im Jahr 1814 während des Kriegs von 1812 von den Briten in Brand gesteckt wurde, existierten nur der Nord- und der Südflügel. Der Kuppelbau in der Mitte wurde erst 1868 fertiggestellt, drei Jahre nach Ende des Bürgerkriegs. Im Laufe der Zeit wirkten 11 Architekten am Bau des Kapitols mit.
An erster Stelle steht die geführte Tour durch das Kapitol
Die Emancipation Hall und die Exhibition Hall im Besucherzentrum sind unabhängig von einer Tour zugänglich
Für die Besucher-Galerien von Repräsentantenhaus und Senat ist eine kurze Registrierung erforderlich
Die Kongress-Bibliothek (Library of Congress) im Thomas-Jefferson-Gebäude ist über einen Tunnel mit dem Kapitol verbunden, kann aber auch über den Eingang an der First Street betreten werden
Schließlich lohnt es sich, einmal rund um das Kapitol zu laufen
Der Haupteingang des Kapitols liegt an der East Front Plaza, also der Ostseite. Aus diesem Grund ist der Blick der Statue of Freedom (Statue der Freiheit), die 1863 während des amerikanischen Bürgerkriegs auf die Kuppel des Kapitols gesetzt wurde, auch nach Osten gerichtet. Die bekannte Terrasse von der Amtseinführung der Präsidenten befindet sich dagegen auf der westlichen Rückseite des Kapitols.
Um die Fassade optisch nicht zu beeinträchtigen, wurde das U.S. Capitol Visitor Center in den Untergrund gebaut. Eine Sicherheitskontrolle ist obligatorisch. Mitgebrachte Taschen dürfen maximal eine Größe von etwa 45 × 35 × 22 cm aufweisen. Ein Rucksack in üblicher Größe stellt somit kein Problem dar. Fotoapparate und Smartphones sind erlaubt, allerdings nicht auf den Besuchergalerien von Repräsentantenhaus und Senat. Speisen und Getränke dürfen nicht mit in das Gebäude genommen werden. Im Visitor Center gibt es jedoch ein gutes Selbstbedienungsrestaurant.
Wenn du für die Kapitol-Tour eine Online-Reservierung vorgenommen hast, holst du das kostenlose Ticket am Informationsschalter in der Emancipation Hall ab. Ansonsten stellst du dich in der Reihe „Visitors without Reservations“ an.
Die Führung durch das Kapitol beginnt in einem der beiden Kinosäle (Orientation Theater). Der 13-minütige Film „Out of Many, One“ (Aus vielen wurde eins) beschreibt die Entstehung der repräsentativen Demokratie in den USA, erklärt die Bedeutung des Kongresses und gibt eine Einführung in das Kapitolgebäude.
Nach dem Theaterbesuch folgst du deiner Gruppe über eine Rolltreppe in die Krypta (The Crypt), eine Säulenhalle mit 13 Statuen herausragender Persönlichkeiten. Die Statuen repräsentieren die 13 Gründungskolonien, zum Beispiel Samuel Adams aus Massachusetts (Stichwort: Boston Tea Party, siehe Tag 10), John Stark aus New Hampshire (Stichwort: „Live free or die“, siehe Tag 12) und Robert E. Lee aus Virginia (Südstaatengeneral im Bürgerkrieg, siehe Tag 19). Die Marmorbüste von Abraham Lincoln stammt von dem Bildhauer John Gutzon de la Mothe Borglum, dem wir auch die Präsidentenköpfe am Mt. Rushmore in South Dakota zu verdanken haben. In der Mitte des Raums markiert eine sternenförmige Platte den Kreuzungspunkt der vier Quadranten NE, SE, SW und NW.
Von der Krypta führt eine Treppe hinauf in die kreisförmige Rotunde (rotunda) mit knapp 30 Metern Durchmessern. Du stehst jetzt unter der fast 55 Meter hohen Kuppel des Kapitols (Capitol Dome). Die 46 Meter hohe Freiheitsstatue fände darin problemlos Platz. Die Rotunde dient festlichen Anlässen. Hier werden ausländische Staatsoberhäupter empfangen, aber auch verstorbene Präsidenten aufgebahrt. Rundherum sind auf großen Gemälden die wichtigsten Ereignisse der amerikanischen Geschichte dargestellt, zum Beispiel die Einschiffung der Pilgerväter (Embarkation of the Pilgrims), die Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung (Declaration of Independence) und Pocahontas Taufe (Baptism of Pocahontas, siehe dazu im Folgenden). Das Deckenfresko des italienischen Künstlers Constantino Brumidi, die Apotheose Washingtons, stellt George Washington als gottähnliche Gestalt dar. Mehrere Präsidentenstatuen sowie eine Bronzebüste des Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. runden das Bild ab.
Letzte Station der Kapitol-Tour ist die National Statuary Hall (Nationale Statuen-Halle). Es handelt sich um den früheren Sitzungssaal des Repräsentantenhauses. Nach dessen Umzug in den Südflügel des Kapitols im Jahr 1857 wurden alle Bundesstaaten eingeladen, je zwei Statuen ihrer wichtigsten Persönlichkeiten aufzustellen. Die Statuen sind heute auf verschiedene Orte im Kapitol verteilt. Unter den hier ausgestellten Persönlichkeiten befindet sich die Bürgerrechtlerin Rosa Parks, sie erlangte Berühmtheit, nachdem sie sich am 1. Dezember 1955 geweigert hatte, ihren Sitzplatz in einem Bus in Montgomery/AL für einen weißen Fahrgast zu räumen und daraufhin verhaftet wurde. Es war der Beginn der schwarzen Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King Jr.
Die Statue von Pocahontas sorgt zunächst für Verwunderung, verbindet man die Indianerin doch zumeist mit der bekannten Disney-Verfilmung. Im wahren Leben war Pocahontas die Tochter des Indianerhäuptlings Powhatan, als die ersten englischen Siedler in Jamestown/VA landeten. Im Jahr 1614 heiratete sie den Siedler John Rolfe, der durch den Tabakanbau die Wende zum Aufschwung in der durch Krankheiten und Hunger dezimierten Kolonie herbeiführte. Schließlich gehört auch das Wappentier der USA, der Weißkopfseeadler (bald eagle), zu den Ausstellungsstücken.
Im Anschluss an die Kapitol-Tour besteht die Möglichkeit, die Kammern des Kongresses, das Repräsentantenhaus (U.S. House of Representatives) und den Senat (U.S. Senate) zu besichtigen. Es ist ein Erlebnis, einmal in die heiligen Hallen der ältesten Demokratie der Neuzeit zu blicken und vielleicht sogar eine Sitzung mitzuerleben. Die Zuschauertribünen sind öffentlich zugänglich. Nicht-Amerikaner erhalten die Zugangsberechtigungen für die Galerien (Gallery Pass) von Repräsentantenhaus und Senat an den jeweiligen Anmeldeschaltern (Appointment Desk), die sich seitlich der gegenüberliegenden Informationsschalter in der Emancipation Hall befinden. An Wochenenden und an Feiertagen sind die Besuchergalerien geschlossen, es sei denn, die Abgeordneten tagen. Fotoapparate und Smartphones sind auf den Besuchergalerien nicht zulässig. Deine Habseligkeiten werden während der Besichtigung aufbewahrt.
Die Emancipation Hall (Halle der Gleichberechtigung) ist die zentrale Halle im Untergeschoss des Besucherzentrums. Durch die gläserne Dachkonstruktion bietet sich ein interessanter Blick auf die Kuppel des Kapitols. Die Halle trägt ihren Namen zu Ehren der vielen Sklavenarbeiter, die beim Bau des Kapitols mitgewirkt haben. Ein Sandsteinblock erinnert an das düstere Kapitel der amerikanischen Geschichte. Nicht zu übersehen ist das 6 Meter hohe Gipsmodell der Statue of Freedom, die der Herstellung der fast 7 Tonnen schweren Bronzestatue auf der Kuppel des Kapitols diente. Die Statue trägt eine Brosche mit den Initialen „US“. Auf dem Sockel der Statue steht in Lateinisch der amerikanische Leitspruch „E Pluribus Unum“ (Aus vielen eines). So erklärt sich auch der Titel „Out of Many, One“ des einführenden Films der Kapitol-Tour. Außerdem befinden sich in der Halle einige der 100 Statuen aus der Sammlung der National Statuary Hall. Informationen zu den einzelnen Statuen können dem deutschen „Leitfaden für Besucher des Kapitols“ entnommen werden.
Hinter dem Gipsmodell liegt der Eingang zur Exhibition Hall (Ausstellungshalle). Die Ausstellung widmet sich der Geschichte des Kongresses und dem Bau des Kapitols. Im Mittelpunkt steht ein über drei Meter hohes Modell der Kapitolkuppel. Zu den Exponaten zählt auch der Hammer, den George Washington bei der Grundsteinlegung des Kapitols am 18. September 1793 verwendete. Hervorzuheben ist der Tisch aus der zweiten Amtseinführung von Abraham Lincoln am 4. März 1865. Der Lincoln Table wurde aus überschüssigem Gusseisen vom Bau der Kapitolkuppel hergestellt. Außerdem ist die Bahre zu sehen, die der Aufbahrung der Särge verstorbener US-Präsidenten und bedeutender US-Bürger dient. Im House Theater und Senate Theater können die Sitzungen von Repräsentantenhaus und Senat mitverfolgt werden. Fotografieren ist in der Exhibition Hall nicht erlaubt.
Die Kongress-Bibliothek im Thomas Jefferson Building ist über den Library of Congress Tunnel mit dem Kapitol verbunden. Die Benutzung des Tunnels hat den Vorteil, dass es keiner erneuten Sicherheitskontrolle bedarf, die beim Zutritt über den Haupteingang in der First Street SE erforderlich wäre. Der Tunnel beginnt im Obergeschoss des U.S. Capitol Visitor Center.
Die Gründung der Library of Congress geht zurück auf das Jahr 1800, als der Regierungssitz nach Washington DC verlegt wurde. Anfangs befand sich die Sammlung im Kapitolgebäude und umfasste lediglich 740 Bücher. Diese wurden beim Brand des Kapitols im August 1814 zerstört. Um die verlorene Sammlung zumindest symbolisch zu ersetzen, verkaufte der 3. Präsident, Thomas Jefferson, seine Privatbibliothek mit 6487 Büchern an den Kongress, der Grundstein für die heutige Bibliothek. Thomas Jefferson’s Library kann im südlichen Seitenflügel der 2. Ebene besichtigt werden.
Die Great Hall ist ebenso kunstvoll gestaltet und faszinierend wie das Kapitol. Vom westlichen Fenster im Zwischengeschoss blickt man hinüber zur Kuppel des Kapitols. Auf der Ostseite der 2. Ebene führt eine Treppe zum Main Reading Room Overlook, einer kleinen Galerie mit Blick auf den wunderschönen, fast 50 Meter hohen Hauptlesesaal. Am Fuß der Treppe steht die Minerva (Minerva Mosaic), die den Hauptlesesaal bewacht. Sie hält eine Schriftrolle in der Hand, auf der verschiedene Studienfächer verzeichnet sind. Die halbkreisförmig angeordneten Schreibtische im Lesesaal symbolisieren den Kreis des Wissens. Die Buntglasfenster sind mit den Siegeln der amerikanischen Bundesstaaten verziert, ohne Alaska und Hawaii. Deren Beitritt zu den Vereinigten Staaten war bei der Fertigstellung des Gebäudes im Jahr 1897 noch nicht absehbar.
Die Waldseemüller-Weltkarte von 1507 war die erste Landkarte, die den Namen „America“ verwendete. Sie ist Teil der Kartensammlung Exploring the Early Americas im nördlichen Seitenflügel auf der 2. Ebene (Waldseemüller Map Exhibition). Martin Waldseemüller war ein deutscher Kartograph. „America“ ist der latinisierte Vorname des Seefahrers Amerigo Vespucci, der vor allem die Küsten Südamerikas erforschte und im Unterschied zu Christopher Columbus erkannte, dass es sich um einen neuen Kontinent und nicht um Inseln auf dem westlichen Weg nach Indien handelte.
In der Ausstellung Mapping a Growing Nation auf der Nordseite der 1. Ebene ist die erste Karte der Vereinigten Staaten, die in Amerika und von einem Amerikaner 1784 hergestellt wurde, ausgestellt (Abel Buell’s New and Correct Map of the United States of North America). In der Bibel Gallery auf der 1. Ebene triffst du auf die zweite Gutenberg-Bibel auf deiner Rundreise (siehe Tag 3, Beinecke Library, Yale).
Schließlich verlässt du die Kongress-Bibliothek an der First Street SE. Hinter der Kongress-Bibliothek, breitet sich der Stadtteil Capitol Hill aus. In dieser angesehenen Gegend mit teuren Stadthäusern wohnen viele Abgeordnete des Kongresses. Wer sagt, „on the hill“ (auf dem Hügel) zu wohnen, will damit zum Ausdruck bringen, dass er sein Geld in der Politik verdient.
Du gehst im Uhrzeigersinn um das Kapitol herum. Auf der Südseite, an der Independence Avenue, liegen die Gebäude mit den Büros der Abgeordneten des Repräsentantenhauses. Auf der Westseite des Kapitols befinden sich die Treppenstufen zur Terrasse für die Amtseinführung (inauguration) des Präsidenten. Der Zugang ist jedoch abgesperrt.
Vor der National Mall wird der Verkehr über zwei Kreisverkehre am Kapitol vorbeigeleitet. Die Garfield Statue im südlichen Kreisverkehr zeigt James A. Garfield, den 20. Präsidenten der USA. Er starb wenige Monate nach seiner Amtseinführung aufgrund eines Mordanschlags. Das Ulysses S. Grant Memorial (siehe morgen, Willard Hotel) ist dem Kommandeur der Unionstruppen im Bürgerkrieg und 18. Präsidenten gewidmet. Zum Vermächtnis von Ulysses S. Grant gehört das Gesetz, das den Yellowstone National Park am 1. März 1872 zum ersten Nationalpark der USA machte. Am Fuße der Statue breitet sich der Capitol Reflecting Pool aus. In der Mitte des nördlichen Kreisverkehrs steht das Peace Monument. Es erinnert an die Opfer auf See während des amerikanischen Bürgerkriegs.
Der Eintritt beträgt 26,45 Dollar. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit macht ein Besuch wohl nur Sinn, wenn die Themen des Museums, vielleicht aus beruflichen Gründen, genau dein Ding sind. Vom Newseum gehst du zurück zur Union Station.
Für den Abend empfehle ich einen Besuch von Georgetown, den ältesten Stadtteil von Washington DC. Georgetown wurde 1751 als Tabakhafen am Potomac River gegründet, also etwa vier Jahrzehnte, bevor Pierre Charles L’Enfant den Auftrag erhielt, Washington DC zu planen. Das Areal am Fluss ist heute eine Flaniermeile. Rund um die Kreuzung M Street/Wisconsin Avenue liegt das Zentrum von Georgetown mit zahlreichen Geschäften und Restaurants. In den Seitenstraßen befinden sich gepflegte Stadthäuser.
Die Georgetown University ist eine der ältesten katholischen Hochschulen der USA. Die Healy Hall mit ihren weißen Fenstern und Türmchen verbreitet mittelalterlichen Charme. Georgetowns berühmtester Einwohner war John F. Kennedy. In Martin’s Tavern unterbreitete John F. Kennedy, damals Senator von Massachusetts, seiner Frau Jacqueline am 24. Juni 1953 den Heiratsantrag. Ein Foto im Schaufenster erinnert daran. In den Folgejahren und während der Präsidentschaftskandidatur im Jahr 1960 wohnte die Familie Kennedy in dem Stadtteil. Zur Kirche gingen sie in die Holy Trinity Church. Nach dem Attentat von Dallas/TX am 22. November 1963 kehrte Jackie Kennedy nach Georgetown zurück, bevor sie sich mit den Kindern vor dem Presserummel nach New York zurückzog.
Der City Tavern Club geht auf das Jahr 1796 zurück. Hier speisten einst die ersten drei Präsidenten der Vereinigten Staaten, George Washington, John Adams und Thomas Jefferson. Heute handelt es sich um einen nicht öffentlichen elitären Club. In der Blues Alley standen Jazz-Legenden wie Ella Fitzgerald auf der Bühne. Kurios ist das Katzencafé Crumbs & Whiskers, das die Tiere an neue Besitzer vermittelt, während sie einen Kaffee genießen. Das Old Stone House von 1766 ist das älteste Haus von Washington DC.
Georgetown ist Ausgangspunkt des historischen C&O Canal (Chesapeake and Ohio Canal), der die Chesapeake Bay mit dem Ohio River verbinden sollte. Durch die Eisenbahn verlor der Kanal jedoch noch vor der Fertigstellung seine Bedeutung und dient heute nurmehr Freizeitzwecken.
Georgetown ist außerdem eng verbunden mit dem Watergate-Skandal. Der Watergate Complex war Schauplatz der Abhöraffäre, die den republikanischen Präsidenten Richard Nixon im August 1974 zum Rücktritt zwang. Bestimmt kennst du den Spielfilm „Die Unbestechlichen“ aus dem Jahr 1976 über zwei Journalisten der Washington Post, die den Skandal aufdeckten, gespielt von Robert Redford und Dustin Hoffman. Die „echten“ Journalisten heißen Carl Bernstein und Bob Woodward. Letzterer hat erst 2018 das Enthüllungsbuch „Fear“ (Angst) über die Regierung von Donald Trump veröffentlicht.
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