Tag 27: Philadelphia: Stadt der Bruderliebe

Du bist hier: Tag 27 von 30 der Reisebeschreibung „Rundreise USA NORDOSTEN“

Fahrstrecke:
Hotel → wenige Meilen → Parkgarage des Independence Visitor Center → wenige Meilen → Hotel (2. Nacht in Philadelphia)

Du verbringst den ganzen Tag in Philadelphia rund um den Independence National Historical Park. Der von mir zusammengestellte Rundgang beträgt etwa 6 km.

Im Jahr 1681 erhielt ein gewisser William Penn vom englischen König umfangreiches Land am Delaware River übertragen, um die Kolonialisierung voranzubringen. Zwar war William Penn führendes Mitglied der Glaubensgemeinschaft der Quäker, die in England verfolgt wurden. Er war sogar einige Zeit im Tower von London eingesperrt. Andererseits gehörte er als Sohn eines englischen Admirals aber auch zur aristokratischen Oberschicht und der englische König hatte ihm gegenüber erhebliche Schulden. Trotz seiner religiösen Gesinnung erhielt William Penn deshalb die Gelegenheit, auf dem ihm übertragenen Land sein „heiliges Experiment“, eine Kolonie mit Religionsfreiheit und weitreichenden Bürgerrechten zu verwirklichen. 1682 ging William Penn erstmals am Ufer des Delaware River an Land. Er gründete einen Ort der Toleranz für religiös verfolgte Europäer und nannte ihn Philadelphia. Die Bezeichnung ist aus dem Griechischen abgeleitet und steht für „brüderliche Liebe“ (philos = Bruder, Freund), weshalb Philadelphia auch als „Stadt der Bruderliebe“ beziehungsweise „Stadt der brüderlichen Liebe“ (City of Brotherly Love) bezeichnet wird. In Germantown, heute ein Stadtteil von Philadelphia, 10 Kilometer nördlich von Downtown, ließen sich vor allem deutschstämmige Immigranten nieder.

William Penn plante Philadelphia schachbrettartig zwischen Delaware River und Schuylkill River, im Zentrum das Rathaus (City Hall). Er schuf fünf zentrale Plätze, die immer noch erkennbar sind. Drei davon wirst du heute und morgen kennenlernen: Washington Square (Southeast), City Hall (Center) und Logan Circle (Northwest).

Philadelphia entwickelte sich zur Wiege der Nation, zum Geburtsort der amerikanischen Unabhängigkeit. In Philadelphia wurde die Unabhängigkeitserklärung verabschiedet und die Verfassung der Vereinigten Staaten beschlossen. Der Staat Pennsylvania trägt deshalb heute den Beinamen „Keystone State“ (keystone = Grundpfeiler, Grundstein, Schlussstein). Der Name „Pennsylvania“ steht für „Penns Wälder“ (silva = lateinisch „Wald“), zu Ehren von Admiral William Penn, dem gleichnamigen Vater von William Penn.

Von 1790 bis 1800 war Philadelphia provisorische Hauptstadt der USA, bevor es von Washington DC abgelöst wurde. Heute ist Philadelphia die sechstgrößte Stadt der USA. Über den Delaware River ist der Hafen mit dem Atlantik verbunden. Philadelphia ist allerdings nicht die Hauptstadt des Bundesstaats. Hauptstadt von Pennsylvania ist seit dem Jahr 1812 Harrisburg (siehe Tag 18).

AutoPark at Independence Mall

Für das Navigationsgerät:
41 N 6th Street, Philadelphia, PA 19106

Zentraler Ausgangspunkt für Besichtigungen ist die Independence Mall im Zentrum der Altstadt (Old City) beziehungsweise der Independence National Historical Park. Im Independence Visitor Center beginnt deine Tour durch den geschichtsträchtigsten Ort der Vereinigten Staaten auf den Spuren der amerikanischen Unabhängigkeit.

Rund um den Independence National Historical Park

i Independence Visitor Center
1 President’s House Site
2 Liberty Bell Center
3 Independence Hall
4 Congress Hall
5 Old City Hall
6 Tomb of the Unknown Soldier
7 Library Hall
8 Signer’s Garden
9 The Bourse
10 National Constitution Center
11 United States Mint
12 Benjamin Franklin Grave
13 Betsy Ross House
14 Elfreth’s Alley
15 Firemen’s Hall Museum
16 Blick auf die Benjamin Franklin Bridge
17 Christ Church
18 Franklin Court
19 National Liberty Museum
20 Museum of the American Revolution
21 First Bank
22 Merchant Exchange Building
23 Welcome Park
24 City Tavern
25 Bishop White House
26 Carpenter’s Hall
27 Second Bank of the United States

Zentraler Ausgangspunkt für Besichtigungen ist die Independence Mall im Zentrum der Altstadt (Old City) beziehungsweise der Independence National Historical Park. Im Independence Visitor Center beginnt deine Tour durch den geschichtsträchtigsten Ort der Vereinigten Staaten auf den Spuren der amerikanischen Unabhängigkeit.

Von der Parkgarage begibst du dich in das Visitor Center darüber. Es öffnet um 8.30 Uhr und es empfiehlt sich, frühzeitig dran zu sein, um von Philadelphia möglichst viel mitzunehmen. Wenn du die kostenlosen Tickets für die Independence Hall nicht im Vorfeld der Reise online bestellt hast, solltest du diese jetzt besorgen. Die Führung um 10 Uhr wäre für die geplante Route optimal. Der Willkommensfilm im Visitor Center stimmt dich auf den Tag ein.

Du verlässt das Visitor Center an der Market Street. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt die President’s House Site. An dieser Stelle stand einst das Haus, in dem die beiden ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten, George Washington und John Adams, lebten und arbeiteten. Es war der Vorgänger des Weißen Hauses. Teile der Original-Fundamente des ursprünglichen Gebäudes sind in den Boden eingefügt. Die Freiluftausstellung widmet sich den Sklaven, die hier arbeiteten.

Von der President’s House Site gelangst du in das Liberty Bell Center. Es folgt die übliche Sicherheitskontrolle. Am Ende des Gebäudes ist die Freiheitsglocke ausgestellt, die bei der ersten öffentlichen Verlesung der Unabhängigkeitserklärung durch Colonel John Nixon, einem Banker und Staatsbediensteten, am 8. Juli 1776 vom Turm der Independence Hall (siehe nachfolgend) geläutet wurde.

Die Glocke trägt die Inschrift „Proclaim Liberty Throughout All the Land Unto All the Inhabitants thereof“ (Verkünde Freiheit über das ganze Land und allen seinen Bewohnern). Die Bezeichnung als Liberty Bell entstand erst Jahrzehnte später. Sicher fällt dir der markante Riss auf, der die Glocke durchzieht und sie unbrauchbar machte. Die Liberty Bell erklang deshalb letztmals im Jahr 1846. Es ist nicht geklärt, wann und wie der Sprung entstanden ist.

Die Liberty Bell hat aufregende Zeiten hinter sich. Um zu verhindern, dass sie von den Briten während des Unabhängigkeitskriegs als Material für neue Munition eingeschmolzen wird, wurde sie 1777 für einige Zeit in der Zion’s Church in Allentown, 50 Meilen nördlich von Philadelphia, versteckt. Den Gegnern der Sklaverei diente die Glocke als Symbol bei ihrem Streben nach Freiheit. Im 20. Jahrhundert bedienten sich Bewegungen für das Frauenwahlrecht und für Bürgerrechte der Freiheitsglocke. Hierzu wurde sie in vielen Teilen Amerikas ausgestellt. Bis heute ist die Strahlkraft der Liberty Bell ungebrochen. Wer die Freiheit liebt, steht ehrfürchtig vor diesem Symbol der Unabhängigkeit.

Anlässlich der amerikanischen Zweihundertjahrfeier wurde die Glocke am 4. Juli 1976 von der Independence Hall an ihren endgültigen Platz im Liberty Bell Center gebracht. Durch die Glaswand hinter der Glocke fällt der Blick auf die Independence Hall. Eine Replik der Freiheitsglocke hängt übrigens seit 1950 im Turm des Schöneberger Rathauses in Berlin, allerdings ohne Riss. Das Läuten ist jeden Sonntag um 11.59 Uhr auf Deutschlandradio Kultur zu hören.

Du verlässt das Liberty Bell Center und überquerst die Chestnut Street. Vor dir liegen die wichtigsten Gebäude des historischen Philadelphia. Die Independence Hall (Unabhängigkeitshalle) mit dem weißen Glockenturm wurde 1741 als Pennsylvania State House für den Sitz der Kolonialregierung von Pennsylvania errichtet. Sie wird flankiert von der Old City Hall und der Congress Hall. Vor der Independence Hall steht eine Statue von George Washington.

Die Umgebung der Independence Hall

Der Zugang zur Independence Hall liegt auf der Rückseite des Gebäudes. Er erfolgt über die Sicherheitskontrolle im Ostflügel (East Wing). Nach der Sicherheitskontrolle stellst du dich in die Warteschlange. Es werden jeweils kleine Gruppen eingelassen. Die Besichtigung der beiden Räume mit Informationen durch einen Park Ranger dauert etwa eine halbe Stunde.

Im Assembly Room (Versammlungssaal) wurde Geschichte geschrieben. Es ist der Geburtsort der Vereinigten Staaten.

Die Independence Hall ist der Geburtsort der Vereinigten Staaten. Der Eingang befindet sich an der rückwärtigen Independence Square

  • Hier trat der Zweite Kontinentalkongress, der die Unabhängigkeit von Großbritannien beriet, am 10. Mai 1775 erstmals zusammen.

  • Hier wurde Großbritannien am 14. Juni 1775 der Krieg erklärt und die Gründung der Kontinentalarmee mit George Washington als Oberbefehlshaber beschlossen.

  • Hier entschied sich der Zweite Kontinentalkongress am 2. Juli 1776 für die Unabhängigkeit und die Loslösung von Großbritannien. Am 4. Juli 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung verabschiedet. Die offizielle Unterzeichnung fand am 2. August 1776 statt.

  • Hier wurden die 1777 in York / PA verabschiedeten Articles of Confederation, der Vorläufer der Verfassung, am 1. März 1781 in Kraft gesetzt.

  • Hier beriet der Verfassungskonvent unter dem Vorsitz von George Washington über die Verfassung, die im September 1787 von den Delegierten verabschiedet wurde.

Die Unabhängigkeitserklärung

Am 7. Juni 1776, während der Zweite Kontinentalkongress tagte, stellte der Delegierte Richard Henry Lee aus Virginia den Antrag, die Unabhängigkeit von Großbritannien zu erklären. Zwar wurde der Antrag nicht gleich angenommen, jedoch ein Komitee aus fünf Männern beauftragt, die Unabhängigkeitserklärung (Declaration of Independence) auszuarbeiten, darunter John Adams aus Massachusetts und Benjamin Franklin aus Pennsylvania. Maßgeblich verfasst wurde die Unabhängigkeitserklärung von Thomas Jefferson aus Virginia, später 3. Präsident. Am 2. Juli 1776 beschloss der Kontinentalkongress die Unabhängigkeit von Großbritannien. Der endgültige Text der Unabhängigkeitserklärung wurde am 4. Juli 1776 im Assembly Room der Independence Hall verabschiedet. Die erste öffentliche Verlesung der Unabhängigkeitserklärung erfolgte am 8. Juli 1776 auf dem Platz hinter der Independence Hall, heute Independence Square (Unabhängigkeitsplatz). Hierzu wurde die Liberty Bell geläutet.

Nach ihrer Verkündigung wurde die Unabhängigkeitserklärung vergrößert auf Pergament gedruckt. Die offizielle Überschrift lautet „The Unanimous Declaration Of The Thirteen United States of America“ (Einstimmige Erklärung der dreizehn Vereinigten Staaten von America). Die offizielle Unterzeichnung erfolgte am 2. August 1776. John Hancock aus Massachusetts unterschrieb als Präsident des Zweiten Kontinentalkongresses an oberster Stelle. Das Original der Unabhängigkeitserklärung ist in den National Archives von Washington DC zu bewundern (siehe Tag 24). Allerdings handelte es sich „nur“ um eine Erklärung der Unabhängigkeit. Denn nach wie vor tobte der Revolutionskrieg. Erst durch den (zweiten) Frieden von Paris im Jahr 1783 war die Unabhängigkeit endgültig erreicht.

Obwohl sie am 2. Juli 1776 beschlossen wurde, wird der 4. Juli, also der Tag der Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung, als Unabhängigkeitstag (Independence Day) gefeiert. Im Jahr 1870 wurde der 4. Juli als offizieller Nationalfeiertag festgelegt.

Im Courtroom (Gerichtssaal) auf der gleichen Etage tagte ursprünglich der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania (Supreme Court of Pennsylvania). Von 1790 bis 1791 war hier das Oberste Gericht der USA untergebracht, bevor es in die benachbarte Old City Hall (siehe nachfolgend) zog. Es waren die Anfänge einer fairen Gerichtsbarkeit mit öffentlichen Verhandlungen.

Vom Ausgang der Independence Hall gehst du nach rechts zum Westflügel. Im West Wing befindet sich die Ausstellung Great Essentials mit den Gründungsdokumenten der Vereinigten Staaten. Im Unterschied zu den National Archives in Washington DC (siehe Tag 24) sind hier nur Kopien der Gründungsdokumente zu sehen. Ausgestellt ist jedoch das Tintenfass, das bei der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung vermutlich Verwendung fand.

Wenige Meter weiter, ebenfalls innerhalb des Sicherheitsbereichs, befindet sich der Eingang zur Congress Hall. Als Philadelphia im Jahr 1790 zur provisorischen Hauptstadt der Vereinigten Staaten erklärt wurde, zog der Kongress für zehn Jahre in das bis dahin als Gerichtsgebäude von Philadelphia County genutzte Gebäude, daher die heutige Bezeichnung als Congress Hall. Im Senate Room im 1. Stock mit seinen auffällig grünen Wänden und roten Vorhängen fand am 4. März 1793 die Vereidigung von George Washington zu seiner zweiten Amtszeit statt. Bei seiner ersten Amtszeit war George Washington in New York City vereidigt worden. Im Erdgeschoss, dem ehemaligen Repräsentantenhaus, steht der Stuhl, auf dem John Adams am 4. März 1797 als 2. Präsident vereidigt wurde. Es war der erste friedliche Machtübergang der jungen Demokratie.

Vor dem Verlassen des Sicherheitsbereichs kannst du noch den Platz vor der Independence Hall mit der Statue von George Washington besichtigen. Daneben ist eine Plakette in den Boden eingelassen, die daran erinnert, dass Abraham Lincoln hier anlässlich der Feierlichkeiten zum 129. Geburtstag von George Washington am 22. Februar 1861 die amerikanische Flagge hisste. Bei seiner Rede beschwor er die Einheit der Nation. Doch es war bereits zu spät. Zweieinhalb Wochen zuvor hatten sich die Südstaaten für unabhängig erklärt und sieben Wochen später begann der amerikanische Bürgerkrieg. Eine weitere Tafel erinnert an die Rede von John F. Kennedy am amerikanischen Nationalfeiertag von 1962.

Du verlässt den Sicherheitsbereich und gehst an der Independence Hall vorbei zur Old City Hall. Das alte Rathaus wurde in den Jahren 1791 bis 1800, während Philadelphia provisorische Hauptstadt war, als Domizil für den Obersten Gerichtshof, dem Vorgänger des heutigen Supreme Court (siehe Tag 23), genutzt. Du kannst einen schnellen Blick in den Gerichtssaal (court room) werfen. Im Gebäude untergebracht war die Stadtverwaltung, bevor diese 1901 in die heutige City Hall im Stadtzentrum zog (siehe morgen).

Vom Ausgang des alten Rathauses gehst du nach links an der Independence Hall vorbei bis zur S 6th Street und nochmals nach links bis zum Washington Square Park. Ein Weg führt diagonal zur Mitte des Parks, der auf die Stadtplanung von William Penn zurückgeht. Unmittelbar nach dem Zugang siehst du links einen sogenannten Moon Tree (Mondbaum). Die Mondmission Apollo 14 hatte im Jahr 1971 eine Kapsel mit 500 Baumsamen an Bord, um zu prüfen, ob die Reise zum Mond und zurück die Keimfähigkeit schädigt. Dem war nicht so. Fünf Jahre später, zur 200-Jahr-Feier der USA, verschenkte die NASA die inzwischen herangereiften Bäumchen. Der im Washington Square Park gepflanzte Mondbaum war im Jahr 2011 jedoch abgestorben und wurde durch einen Ableger ersetzt.

In der Mitte des Parks ist das Grab des unbekannten Soldaten (Tomb of the Unknown Soldier) zu Ehren der gefallenen Soldaten des Unabhängigkeitskriegs. Der Steinsarkophag enthält die sterblichen Überreste eines Soldaten, die 1956 in der Nähe gefunden wurden. „Beneath this stone rests a soldier of Washington’s army who died to give you liberty“, lautet die Inschrift (Unter diesem Stein ruht ein Soldat von Washingtons Armee, der für deine Freiheit starb). Für tausende Soldaten, die rund um den Washington Square ihre letzte Ruhestätte fanden, brennt eine ewige Flamme (eternal flame). Eine Statue von George Washington hält die Mahnwache (vigil). Das Grab ist eine Hommage an die Freiheit, „für deren Licht viele Männer in Dunkelheit gestorben sind“, so die Botschaft („Freedom is a light for which many men have died in darkness“). Die letzten Bestattungen am Washington Square wurden während der Gelbfieber-Epidemie im Jahr 1793 vorgenommen.

Du gehst zurück zur Kreuzung, an der du den Washington Square Park betreten hast, und folgst der Walnut Street entlang des Independence Square bis zur S 5th Street. Hier gehst du die kopfsteingepflasterte Straße nach links. Nach 100 Metern erreichst du die Library Hall. Sie steht unter der Trägerschaft der von Benjamin Franklin gegründeten American Philosophical Society und diente von 1790 bis 1800 als Bibliothek des Kongresses, war somit Vorgänger der Library of Congress in Washington DC (siehe Tag 23). Die Bibliothek widmet sich der Dokumentation der Amerikanischen Revolution, aber auch der frühen naturwissenschaftlichen Forschung. Wertvolle Originalausgaben von Charles Darwin und Isaac Newton sowie Aufzeichnungen von Benjamin Franklin und große Teile seiner Privatbibliothek werden hier aufbewahrt. Das Gebäude wurde 1884 abgerissen und 1959 rekonstruiert. Unter dem Giebel steht in einer Nische eine Statue von Benjamin Franklin. Über Benjamin Franklin erfährst du heute noch mehr.

Nach weiteren 60 Metern auf der S 5th Street erreichst du an der Ecke Chestnut Street den Zugang zum Signer’s Garden. In der Mitte der kleinen Grünanlage steht die 1980 eingeweihte Signer Statue (Unterzeichner-Statue) zu Ehren der Unterzeichner sowohl der Unabhängigkeitserklärung als auch der Verfassung. Die Statue stellt George Clymer dar, der beide Dokumente mitunterzeichnet hat. In der Hand hält er ein Gründungsdokument.

Du überquerst die Chestnut Street und folgst der S 5th Street beziehungsweise S Independence Mall E bis zum Eingang des Philadelphia Bourse Building.

  • Das 1895 fertiggestellte Philadelphia Bourse Building beherbergte einst die Warenbörse der USA. Heute handelt es sich bei The Bourse um ein Shopping-Center mit einem großen Food Court. Hier findet jeder etwas für seinen Geschmack. Typisch für Philadelphia ist das Philly Cheese Steak, dünn geschnittenes und mit Käse überbackenes Steakfleisch in einer Weizensemmel.

Du verlässt das Börsengebäude am gleichen Eingang und folgst der S 5th Street / S Independence Mall E nach rechts bis zur Market Street. Schräg gegenüber der Kreuzung gehst du durch die Grünfläche zum National Constitution Center an der Arch Street. Wenn du dich umdrehst, hast du eine außergewöhnliche Aussicht zurück auf die Independence Hall. Mit den Hochhäusern im Hintergrund wirkt die Szenerie wie eine Fotomontage.

Signer’s Hall

Benjamin Franklin am Tag der Unterzeichnung der Verfassung

Das National Constitution Center huldigt der amerikanischen Verfassung und dem Regierungssystem, dem die Macht von den Bürgern verliehen wird („We the People of the United States“), es wurde am Unabhängigkeitstag 2003 eröffnet. Das Eintrittsgeld von 14,50 Dollar ist gut angelegt. Bei der 17 Minuten dauernden 360-Grad-Multimediashow „Freedom Rising“ wird das amerikanische Streben nach Freiheit von der Unterzeichnung der Verfassung bis in die Gegenwart zelebriert. Ringförmig um das Theater ist die Ausstellung „We the People“ (Wir das Volk) angelegt, die durch die Meilensteine der amerikanischen Geschichte führt. An den runden Wänden ist der vollständige Verfassungstext abgebildet. Besonders eindrucksvoll ist es, in der Signer’s Hall die 42 Delegierten des Verfassungskonvents (Constitutional Convention) am Tag der Unterzeichnung der amerikanischen Verfassung in Lebensgröße zu treffen. George Washington und Benjamin Franklin stehen für ein Selfie zur Verfügung. Durch das viele Händeschütteln sind die Hände der beiden beliebtesten Gründerväter blankpoliert. Zu den Gründervätern (Founding Fathers) der Vereinigten Staaten zählt, wer sich um die amerikanische Unabhängigkeit besonders verdient gemacht hat, vor allem die Delegierten, die an der Entstehung der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung mitgewirkt haben.

In einer Nische neben der Signer’s Hall ist gelegentlich eine Ausgabe des The Pennsylvania Packet and Daily Advertiser vom 19. September 1787 mit dem ersten Abdruck der Verfassung ausgestellt. Zum Schutz vor Lichteinfall wird das Exponat regelmäßig durch eine Kopie ersetzt.

Die Verfassung und die Bill of Rights

Am 25. Mai 1787, knapp 11 Jahre nach Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung, trat der Verfassungskonvent, also die verfassungsgebende Versammlung (Constitutional Convention oder Philadelphia Convention) in der Independence Hall zusammen, um über die zukünftige Verfassung (Constitution) zu beraten. Unter der Leitung von George Washington wirkten Delegierte aus 12 der 13 Kolonien mit. Nur Rhode Island weigerte sich, eine Delegation zu senden. Wie bei der Unabhängigkeitserklärung bestanden auch bei der gemeinsamen Verfassung zum Teil heftige Bedenken in den Kolonialstaaten. Mit acht Teilnehmern, darunter der 81-jährige Benjamin Franklin, stellte Pennsylvania die größte Delegation. Während des vier Monate dauernden Verfassungskonvents waren die wenigsten Teilnehmer regelmäßig anwesend. Samuel Adams (Stichwort: Boston Tea Party) verweigerte sogar die Teilnahme.

Den größten Einfluss auf die Ausgestaltung der Verfassung nahmen George Washington und James Madison, später der 4. Präsident und „Vater der Verfassung“ genannt. Er zeichnete auch maßgeblich verantwortlich für die 10 Zusatzartikel der Verfassung, die Bill of Rights.

Am 15. September 1787 verabschiedete der Verfassungskonvent die neue Verfassung. Bei der Abstimmung waren nur 42 der 55 Delegierten anwesend, wobei drei ihre Zweifel nicht beiseiteschieben konnten. Unter dem Klang der Freiheitsglocke wurde die Verfassung schließlich am 17. September 1787 von 39 Delegierten unterschrieben. Die späteren Präsidenten John Adams und Thomas Jefferson gehörten nicht zu den Unterzeichnern. Thomas Jefferson, der die Unabhängigkeitserklärung maßgeblich verfasst hatte, hielt sich während des Verfassungskonvents als Botschafter in Frankreich auf. John Adams war zu dieser Zeit in gleicher Funktion in Großbritannien und in den Niederlanden.

Die Präambel der Verfassung lautet:

„We the People of the United States, in Order to form a more perfect Union, establish Justice, insure domestic Tranquility, provide for the common defence, promote the general Welfare, and secure the Blessings of Liberty to ourselves and our Posterity, do ordain and establish this Constitution for the United States of America.“

(Wir, das Volk der Vereinigten Staaten, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen, die Gerechtigkeit zu verwirklichen, die Ruhe im Innern zu sichern, für die Landesverteidigung zu sorgen, das allgemeine Wohl zu fördern und das Glück der Freiheit uns selbst und unseren Nachkommen zu bewahren, setzen und begründen diese Verfassung für die Vereinigten Staaten von Amerika.)

Benjamin Franklin erklärte in seinem Schlusswort, dass er der Verfassung zustimme, weil er sich keine bessere erwarte und weil er sich nicht sicher sei, ob es nicht die Beste ist. Tatsächlich trug die Verfassung einen Widerspruch in sich, nämlich die Unvereinbarkeit der freiheitlichen Demokratie mit dem Sklavenhandel. Der amerikanische Bürgerkrieg, der ein Dreivierteljahrhundert später ausbrechen sollte, war dadurch bereits vorgezeichnet.

Am 19. September 1787 wurde die Verfassung in der Zeitung The Pennsylvania Packet and Daily Advertiser erstmals abgedruckt. Außer den Delegierten des Verfassungskonvents hatte bis dahin kein Amerikaner die Verfassung gesehen. Bis zur Ratifizierung der Verfassung durch die Konvente der 13 Einzelstaaten vergingen noch einmal fast drei Jahre. Zur Wirksamkeit der Verfassung mussten mindestens neun Staaten zustimmen. Das jeweilige Zustimmungsdatum markiert die Aufnahme in die Vereinigten Staaten als Bundesstaat. Erster Bundesstaat wurde Delaware am 7. Dezember 1787. Daran erinnern die Autokennzeichen von Delaware.

Mit der Ratifizierung der Verfassung durch New Hampshire als neunter Staat erlangte die Verfassung am 21. Juni 1788 Rechtskraft. New York City wurde für zwei Jahre zur ersten Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Die Vereidigung von George Washington bei seiner ersten Amtszeit am 30. April 1789 fand folglich in New York City statt. Rhode Island trat der Union am 29. Mai 1790 als letzter Gründerstaat bei.

Am 25. September 1789 hatte der erste Kongress der Vereinigten Staaten 12 Zusatzartikel zur Verfassung vorgeschlagen. Davon wurden bis zum 15. Dezember 1791 von den Bundesstaaten 10 Zusatzartikel ratifiziert, die sogenannten Bill of Rights. Artikel 1 schreibt die Meinungs-, Presse-, Religions- und Versammlungsfreiheit verbindlich fest. Es erstaunt, dass diese Rechte nicht bereits in der Verfassung standen. Die handschriftlichen Originale der Verfassung und der Bill of Rights befinden sich in den National Archives in Washington DC (siehe Tag 24).

Die folgende Tabelle zeigt die wichtigsten Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung. Sechs Gründerväter haben beide Dokumente unterschrieben. Die Unabhängigkeitserklärung wurde von 56 Personen unterzeichnet, die Verfassung von 39 Delegierten.

Unterzeichner

Unabhängigkeitserklärung
2. August 1776

Verfassung
17. September 1787

Benjamin Franklin (PA)

X

X

George Clymer (PA)

X

X

Robert Morris (PA)

X

X

James Wilson (PA)

X

X

Roger Sherman (CT)

X

X

Geroge Read (DE)

X

X

George Washington (VA, 1. Präsident)

X

John Adams (MA, 2. Präsident)

X

Thomas Jefferson (VA, 3. Präsident)

X

James Madison (VA, 4. Präsident)

X

Richard Henry Lee (VA)
Er stellte den Antrag auf Unabhängigkeit

X

Samuel Adams (MA), Siehe Tag 9, Boston Tea Party

X

John Hancock (MA)
Präsident des 2. Kontinentalkongresses

X

The First State

Autokennzeichen von Delaware: The First State

Weiter geht es an der Kreuzung von Arch Street und N 5th Street/N Independence Mall E. Wende dich nach links. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich der langgestreckte Betonbau der United States Mint.

Die United States Mint ist im Sommer auch samstags geöffnet. Sollte morgen Sonntag sein, empfehle ich, die United States Mint jetzt zu besuchen. Ansonsten würde ich diese Besichtigung auf morgen früh verschieben, denn der heutige Zeitplan ist eng.

Die United States Mint ist die größte Münzprägeanstalt der USA. Hier werden Millionen Dollarmünzen hergestellt. Und das Beste: Die „Mint“ kann bei einer Self-Guided-Tour kostenlos besichtigt werden. Vor dem Eingang bilden sich zwar regelmäßig lange Schlangen, die Sicherheitskontrolle geht jedoch schnell und für die Besichtigung sind 30 Minuten ausreichend.

In der Eingangshalle befindet sich eine Münzausstellung. Auf einer Anzeigetafel kann abgelesen werden, wie viele Millionen Münzen im laufenden Jahr bereits hergestellt wurden. Eine Rolltreppe führt ins Obergeschoss zu einem verglasten Korridor, der den unmittelbaren Blick in die Produktionshalle ermöglicht, wo die Münzen wie Sand am Meer in Transportkisten fallen.

Eine weitere Münzprägeanstalt befindet sich in Denver/CO, während das Bureau of Engraving and Printing in Washington DC für die Herstellung von Dollarnoten zuständig ist.

Gegenüber der Arch Street hinter einer Backsteinmauer liegt der Christ Church Burial Ground. Auf dem 1719 begründeten „Friedhof der Christuskirche“ sind Benjamin Franklin und seine Frau Deborah begraben. Das Grab von Benjamin Franklin ist auch von außen durch das Zaungitter zu sehen. Drei Dollar für den Eintritt sind jedoch zu verkraften.

Benjamin Franklin wird der Satz „A Penny Saved is a Penny Earned“ zugeschrieben (Ein gesparter Penny ist ein verdienter Penny). Das 1-Cent-Stück wird als penny bezeichnet. Aus diesem Grund werfen die Besucher Geldmünzen auf die Grabplatte. Auf dem Friedhof sind vier weitere Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung begraben.

Benjamin Franklin

Benjamin Franklin ist der berühmteste Sohn von Philadelphia, vielleicht sogar die wichtigste Persönlichkeit der gesamten amerikanischen Geschichte. Als geistiger Gründervater prägte er die Stadt und die Nation. Geboren am 17. Januar 1706 in Boston, kam er 1723 als Druckerlehrling nach Philadelphia und entpuppte sich als Multitalent. Er war Schriftsteller, Zeitungsverleger, Wissenschaftler und Erfinder. Errungenschaften wie die freiwillige Feuerwehr, der Blitzableiter, die Leihbibliothek und Versicherungen sind auf ihn zurückzuführen. Er war ein Kämpfer für Zivilrechte und ein Philantroph, er fühlte sich dem Gemeinwohl verpflichtet. Von besonderer Bedeutung ist jedoch sein Einfluss als Staatsmann, Politiker und Diplomat auf die Entwicklung der Vereinigten Staaten von Amerika. Er wirkte an der Ausarbeitung der Unabhängigkeitserklärung mit und gehörte zu den Unterzeichnern.

Zum Ende seiner über zwei Jahrzehnte als Botschafter in England und Frankreich unterzeichnete er zusammen mit John Hancock auch den (zweiten) Frieden von Paris im Jahr 1783, der den Vereinigten Staaten die formelle Unabhängigkeit brachte. Schließlich wirkte er auch im Verfassungskonvent mit und die amerikanische Verfassung trägt seine Unterschrift.

Wer sich noch wenig mit amerikanischer Geschichte beschäftigt hat, geht bisweilen davon aus, dass Benjamin Franklin auch das Präsidentenamt innehatte. Das war jedoch nicht der Fall. Benjamin Franklin starb am 17. April 1790 in Philadelphia.

Benjamin Franklin Grab

Das Grab von Benjamin Franklin auf dem Christ Church Burial Ground

Beim Verlassen des Friedhofs folgst du der Arch Street nach rechts. Nach 300 Metern befindet sich auf der linken Straßenseite das Betsy Ross House. Hier lebte und arbeitete die Näherin Betsy Ross. Sie soll, auch im Auftrag von George Washington, die erste „Stars & Stripes“-Fahne genäht haben, die 13 kreisförmig angeordnete Sterne im blauen Feld enthielt. Am 14. Juni 1777 nahm der Kongress die Flagge als offizielle Flagge der Kontinentalarmee im Unabhängigkeitskrieg an. Ihre letzte Ruhestätte fand Elizabeth „Betsy“ Ross im Hof des Anwesens. Auf der Grabplatte ist zusätzlich ihr Geburtsname Griscom eingraviert.

Elfreth’s Alley

Wunderschöne Hausfassade in der Elfreth’s Alley

Du folgst der Arch Street 130 Meter weiter bis zur N 2nd Street. Gehe dann 100 Meter nach links bis zur charmanten Elfreth’s Alley, der ältesten ständig bewohnten Straße der USA. Die mit Kopfsteinen (cobblestone) gepflasterte Gasse wurde bereits 1703 angelegt, die ersten Häuser stammen aus den 1720er-Jahren. Ende des 18. Jahrhunderts lebten und arbeiteten Handwerker und Händler in der Straße. Einer von ihnen war der Schmied Jeremiah Elfreth. Schlendert man durch die Gasse mit ihren historischen Mauerwerken, schmucken Fensterläden und Blumenkästen, fühlt man sich unweigerlich dreihundert Jahre zurückversetzt. Die Häuser mit den Nummern 124 und 126 sind heute ein Museum und können für 3 Dollar besichtigt werden, allerdings nur Freitag bis Sonntag von 12 bis 17 Uhr.

Nur 50 Meter weiter entlang der N 2nd Street erreichst du an der Quarry Street das Firemen’s Hall Museum. Kein geringerer als Benjamin Franklin gründete im Jahr 1736 die erste freiwillige Feuerwehrbrigade der USA, The Union Fire Company. Das eintrittsfreie Museum ist in einer Feuerwache aus dem Jahr 1902 untergebracht.

Du folgst der N 2nd Street weitere 60 Meter bis zur Race Street mit Blick auf die Auffahrt der Benjamin Franklin Bridge. Die 1926 fertiggestellte Hängebrücke ist ein Wahrzeichen von Philadelphia. Sie spannt sich 533 Meter über den Delaware River und verbindet die Stadt mit Camden in New Jersey.

Du machst eine 180-Grad-Wende, gehst die N 2nd Street zurück und überquerst die Arch Street. Nach 350 Metern erreichst du die Christ Church. Die Christuskirche von 1744 haben schon George Washington, Benjamin Franklin, Thomas Jefferson, John Adams und Betsy Ross besucht. Messingtafeln kennzeichnen die Bänke (pews), auf denen sie saßen. Die Kirche wird deshalb auch als Nation’s Church (Kirche der Nation) bezeichnet. Auf dem kleinen Friedhof neben der Kirche sind zwei weitere Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung begraben. Den Christ Church Burial Ground mit dem Grab von Benjamin Franklin hast du vorhin bereits besucht, er gehört zur Kirche. Du folgst der N 2nd Street 100 Meter weiter bis zur Market Street.

Christ Church

Auf den Kirchenbänken der Christ Church saßen einst die ersten drei Präsidenten

Bevor du an der Kreuzung nach rechts gehst, entdeckst du zur Linken einen die Straße überspannenden Bogen mit der Leuchtschrift Penn’s Landing. Die Market Street überquert hier die Interstate 95. Dahinter liegt der Flussabschnitt des Delaware River, an dem William Penn im Jahr 1682 mit seinem Schiff Welcome anlegte, um die Stadt Philadelphia zu gründen. Penn’s Landing ist heute Ausflugsziel, Park und Veranstaltungsareal. Auf der Great Plaza finden regelmäßig Konzerte statt.

Du gehst nach rechts. Nach 230 Metern auf der Market Street entdeckst du das United States Post Office auf der linken Straßenseite. Die wunderschön restaurierten Backsteinhäuser mit ihren weißen Fensterläden hatte Benjamin Franklin einst vermietet. Das B. Free Franklin Post Office wurde im Jahr 1975 eröffnet, 200 Jahre nachdem Benjamin Franklin zum ersten Postminister ernannt wurde. Im Obergeschoss befindet sich eine kleine Ausstellung. Benjamin Franklin signierte seine Briefe mit dem Wortspiel „B. Free Franklin“, um sein Engagement für die Freiheit (be free!) zum Ausdruck zu bringen. Im Postamt werden die Briefe mit dieser einzigartigen Signatur abgestempelt.

Du verlässt das Postamt wieder hin zur Market Street und gehst durch die daneben liegende Passage in den Franklin Court (court = Hof). Diesen Weg ist auch Benjamin Franklin zu seinem Haus gegangen. Ein Schild weist darauf hin. Nach der Passage rechts befindet sich die Tür zu den Fragments of Franklin Court, eine Ausstellung von Fundstücken, die im Franklin Court ausgegraben wurden. Noch etwas weiter rechts, hinter der angrenzenden Hauswand, liegt der Eingang zum Printing Office & Bindery, wo du dir einen Eindruck von einer Druckerei des 18. Jahrhunderts verschaffen kannst. Die Ausstellungen sind jedoch nicht durchgehend geöffnet.

In der Mitte des Innenhofs (courtyard) fällt unübersehbar ein weißes Stahlgerüst auf. Das Geisterhaus (ghost house) zeichnet die Umrisse von Benjamin Franklins Wohnhaus nach. Hier verbrachte er die letzten fünf Jahres seines Lebens. Leider wurde das Haus im Jahr 1812 von seinen Enkeln abgerissen und die vorhandenen Pläne reichten für eine detailgetreue Rekonstruktion nicht aus. Der Blick in den Untergrund lässt Reste des Kellers und des Fundaments erkennen. Daneben befindet sich der Eingang zum Benjamin Franklin Museum.

Franklin Court

Der Franklin Court mit dem Geisterhaus

Beim Verlassen des Franklin Court auf der gegenüberliegenden Seite an der Chestnut Street kommst du am National Liberty Museum vorbei. Es widmet sich den Geschichten von Persönlichkeiten, die sich für die Freiheit besonders verdient gemacht haben, von Abraham Lincoln über Dietrich Bonhoeffer bis zu den Helden des 11. September 2001.

An der Chestnut Street gehst du für 75 Meter nach links bis zur S 3rd Street. Gegenüber der Kreuzung befindet sich das 2017 eröffnete Museum of the American Revolution. Nach 65 Metern auf der S 3rd Street ist gegenüber dem Museum die 1797 eröffnete First Bank of the United States, das älteste Bankgebäude der USA. Sie ist zugleich der Vorgänger der heutigen Federal Reserve Bank (FED), der amerikanischen Zentralbank mit Sitz in New York City. Das Gebäude ist nicht zugänglich.

60 Meter weiter erreichst du das Merchant Exchange Building. Die sehenswerte Gebäudefront befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite. Du gehst deshalb vor dem Gebäude nach links über das Kopfsteinpflaster der Dock Street und um das Gebäude herum. Im Merchant Exchange Building, der Warenbörse von 1834, auch Philadelphia Exchange genannt, wurden bis zum Bürgerkrieg Waren und Wertpapiere gehandelt. Heute befindet sich im Gebäude die Nationalparkverwaltung (National Park Service, NPS).

Zwischen den Bäumen hinter dem Merchant Exchange Building führt dich ein schmaler kopfsteingepflasterter Weg zur S 2nd Street. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegt der Welcome Park. Er wurde 1982 zum 300. Jahrestag der Ankunft von William Penn errichtet. Der Name leitet sich von William Penns Schiff Welcome ab. Das in den Boden eingelassene Raster aus Marmor stellt William Penns ersten Stadtplan von Philadelphia dar. Eine Marmorsäule zeigt den damaligen Standort seines Wohnhauses, das Slate Roof House (slate roof = Schieferdach). In der Mitte der Anlage steht eine Miniatur der Statue William Penns von der Spitze der City Hall (siehe morgen). An den Wänden rund um die Anlage ist das Leben und Wirken von William Penn dokumentiert.

Du wechselst die Straßenseite und gehst nach links zur City Tavern. Die im Jahr 1773 eröffnete Taverne hat über die Jahrhunderte viel erlebt. Hier trafen sich George Washington, Thomas Jefferson und John Adams nach den Sitzungen des Ersten Kontinentalkongresses in der Carpenter’s Hall (siehe nachfolgend). Hier überbrachte Paul Revere, Expressreiter aus Boston (siehe Tag 9), die Nachricht von der Blockade des Bostoner Hafens nach der Boston Tea Party. Während des Unabhängigkeitskriegs wurde die Taverne von George Washington im Jahr 1777 kurzzeitig als Hauptquartier der Kontinentalarmee genutzt. Das heutige Gebäude ist eine Replik der 1854 abgerissenen Taverne und wurde 1976 zur 200-Jahr-Feier fertiggestellt.

Von der City Tavern bis zur Walnut Street sind es nur wenige Meter. Dort gehst du nach rechts.

Südlich der Walnut Street breitet sich das Stadtviertel Society Hill aus. Das Viertel ist nach der Free Society of Traders (freie Händlergesellschaft) benannt, die das Land von William Penn zur Ansiedlung von Handwerk und Handel erhielt. Auffällig sind zunächst aber die Society Hill Towers aus dem Jahr 1964, die von I. M. Pei stammen. Ansonsten spiegelt der gepflegte Stadtteil mit seinen Kopfsteinpflastergassen das Ambiente des 18. Jahrhunderts wider und erinnert an Beacon Hill in Boston.

In der Carpenter’s Hall tagte 1774 der Erste Kontinentalkongress

An der der Walnut Street zwischen der 3rd Street und der 4th Street befindet sich auf der rechten Straßenseite das Bishop White House. Es hat nichts mit dem Weißen Haus zu tun. Vielmehr hieß der seinerzeitige Bischof von Pennsylvania William White. Er wohnte hier von 1786 bis 1836. Zu seinen Gästen zählten George Washington, Thomas Jefferson und Benjamin Franklin. William White war der erste Bischof der Christ Church, die du vorhin bereits besichtigt hast.

An der 4th Street gehst du nach rechts. Nach 90 Metern liegt auf der rechten Seite die Carpenter’s Hall. In der Zimmermannshalle tagte vom 5. September 1774 bis 26. Oktober 1774 der Erste Kontinentalkongress, die Versammlung der Delegierten aus den Kolonien. Die Initiative ging von Massachusetts aus, wo der Widerstand gegen die Briten am größten war (siehe Tag 10, Boston Tea Party). Aufgrund seiner zentralen Lage und der vorhandenen Infrastruktur wurde Philadelphia als Versammlungsort ausgewählt. Die Entscheidung für die Carpenter’s Hall anstelle des Pennsylvania State House (heute Independence Hall) wurde getroffen, um unabhängiger entscheiden zu können. Die bekanntesten der 56 Delegierten waren Samuel Adams und John Adams aus Massachusetts sowie George Washington und Patrick Henry aus Virginia.

Die Delegierten verabschiedeten die Declaration of Rights, die zwar die Loyalität zur britischen Krone bekräftigte, aber das Besteuerungsrecht der Briten in Frage stellte. Die Gruppe um den späteren zweiten Präsidenten, John Adams, strebte die Unabhängigkeit von Großbritannien an.

Im Jahr 1773 gründete Benjamin Franklin in der Carpenter’s Hall die erste Leihbücherei Amerikas.

Du gehst die S 4th Street 80 Meter weiter bis zur Chestnut Street und dort 60 Meter nach links bis zur Second Bank. Wie der Name Second Bank of the United States schon sagt, befand sich in dieser griechischen Säulenhalle aus dem Jahr 1824 der Nachfolger der First Bank. Heute beherbergt das Gebäude die Galerie Faces of Independence mit Porträts wichtiger Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte.

Von der Second Bank gehst du entlang der Chestnut Street zurück zum Independence Visitor Center.

  • Übernachtung in Philadelphia (2. Nacht von 2 Nächten)

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