

Überschreitung via Meilerhütte
Nachdem ich 20 Jahre lang zu den Partenkirchener Dreitorspitzen hinaufgeschaut habe, in der Zwischenzeit viermal die Zugspitze und fünfmal die Alpspitze bestiegen und immer wieder von der Meilerhütte gehört und gelesen habe, habe ich es jetzt endlich mal gepackt. Bis zum Schachenschloss war ich zuvor schon zu Fuß mit dem MTB (Bio) gekommen, aber eben nicht weiter.
Am Wochenende war stabiles Wetter angesagt und so entschied ich mich kurzfristig für diese 2-Tages-Tour mit Überschreitung nach Leutasch. Thomas von der Meilerhütte konnte mich noch kurzfristig unterbringen, die Telefonverbindung war allerdings sehr schlecht.
Ich startete um 10 Uhr von zuhause, musste also erst einmal gut 45 Minuten bis zur Partnachklamm bzw. knapp 1½ Stunden bis zum Beginn des Kälbersteigs laufen. Dabei bin ich nicht durch die Partnachklamm, sondern über die Eiserne Brücke und über die Kaiserschmarrn-Alm gegangen. Das dauerte kaum länger, spart aber die Klamm, die ich schon oft genug gesehen habe. Eigentlich müsste es für die Partnachklamm ein Lifetime-Ticket für Einheimische geben, denn irgendwann ist die Klamm nichts Besonderes mehr und man muss nur noch auf die andere Seite. Da will man nicht jedesmal bezahlen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Um ca. 11:30 Uhr startete ich am Kälbersteig. Das Schachenschloss ist dort mit 4½ Stunden angegeben. Im normalen Tempo benötigte ich allerdings nur 2½ Stunden. Der Kälbersteig zieht sich, bis es irgendwann zum Endspurt auf den Forstweg zum Schachen übergeht. Dort begegnet man dann den Mountainbikern und Wanderern, die von Schloss Elmau heraufkommen. Vor dem Schachenschloss liegt noch der Alpengarten.
Rund um das Schachenschloss (1866 m) gönnte ich mir ganze zwei Stunden Pause, denn ich wollte erst zum Abendessen an der Meilerhütte sein, die vom Schachenschloss ganz klein zu erkennen ist. Man muss sich nur an der Materialseilbahn orientieren, die vom Schachen zur Meilerhütte führt. Nachdem der letzte Besuch im Schachenschloss schon einige Jahre zurücklag, gönnte ich mir noch einmal die 30-minütige Führung durch das Schloss. Das orientalische Zimmer ist immer einen Besuch wert. Heute waren auch die Lichtverhältnisse für die Buntglasfenster ideal. Fotografieren ist allerdings verboten. Immerhin weiß ich jetzt, was die Leibspeise von König Ludwig II. war, nämlich Hechtenkraut (das ist Hechtfleisch mit Sauerkraut und Bechamelsauce). Außerdem unternahm ich den sehenswerten Abstecher zum Aussichtspavillon (1861 m) mit Blick ins Reintal. Das sind hin und zurück nur 10 Minuten. Unterwegs passiert man auch die Abzweigung ins Oberreintal zur Oberreintalhütte. Am Schachenhaus genoss ich noch einen Eiskaffee. Das war ein wirklich großer Plastikbecher. So muss ein Eiskaffee sein und nicht so mickrig, wie man ihn meistens im Tal bekommt.
Danach wanderte ich gemütlich in 1¾ Stunden zum Tagesziel Meilerhütte (2372 m). Dabei hat ich die Frauenalplspitz (2369 m) im Blickfeld. Unterhalb der Dreitorspitzen wird gequert. Der Steig ist gut gepflegt und geschottert. Vom Skistadion bis zur Meilerhütte waren es am Ende gut 5 Stunden reine Gehzeit.
Die Hütte ist ein Erlebnis. Nicht nur, weil sie sich faszinierend in die Felslandschaft am Kamm zwischen Bayern und Tirol einfügt. Es gibt auch nur zwei Toiletten und zum Waschen füllt man sich im Waschhaus um die Ecke einen Eimer mit kaltem Wasser. Das gesamte Wasser ist aufgefangenes Regen- und Schmelzwasser und über Monate gelagert. Frischwasser gibt es nicht. Trinkwasser muss mit der Materialbahn heraufgeschafft werden. Entsprechend kostete der Liter Wasser für die Tour am nächsten Tag auch 4 Euro. Passt scho.
Von der Meilerhütte fällt der Blick auf die Signalkuppe (2486 m). Die Dreitorspitzen sind von der Hütte nicht zu sehen. Im Süden beherrscht vor allem der Öfelekopf (2478 m) die Szenerie. Außerdem ist der Olperer-Gletscher zu sehen und der Habicht im Stubaital sowieso. Nach dem Abendessen kraxelte ich noch die 10 Minuten auf die benachbarte Westliche Törlspitze (2427 m) ohne Gipfelkreuz und genoss den Sonnenuntergang. Von dort kann man dann auch „um die Ecke schauen“ zum Wilden Freiger, zur Ruderhofspitze und zum Schrankogel.
Hinter der Meilerhütte wurde eine kleine Mariengrotte eingerichtet. Dort wird mit Bildern den verstorbenen Freunden und Familienmitgliedern gedacht.
Zum Frühstück wählte ich Birchermüsli. Danach machte ich mich auf den Weg zur Westlichen Partenkirchener Dreitorspitze. Den Rucksack deponierte ich in der Hütte. Das Wetter war so stabil, da konnte ich auf viele Ausrüstungsgegenstände verzichten. Nach einer Querung unterhalb der Signalkuppe ging es ein längeres Stück über Schotter, wie man es von der Zugspitze kennt. Im Blickfeld immer die Leutascher Dreitorspitze (2682 m). Die Abzweigung zum Söllerpass lässt man links liegen. Dann folgt der Hermann-von-Barth-Weg auf den Gipfel. Zwar ist die Westliche Spitze mit 2633 m die Höchste der drei Spitzen, aber ein Gipfelkreuz gibt es dort nicht, lediglich einen Grenzstein Tirol/Bayern und ein Steinmanderl. Auch auf der mittleren Partenkirchener Dreitorspitze (2622 m) steht kein Gipfelkreuz. Das Gipfelkreuz befindet sich vielmehr auf der nordöstlichen Partenkirchener Dreitorspitze (2626 m). Wenn man von Garmisch-Partenkirchen hinauf zu den Dreitorspitzen schaut, ist man der Meinung, die mittlere Spitze sei die höchste. Das liegt daran, dass die westliche Spitze etwas nach hinten versetzt ist. Aber es sind ja auch nur wenige Meter Unterschied. Die Westliche Dreitorspitze ist über einen einfachen A/B-Klettersteig zu erreichen. Ein Helm ist aber unverzichtbar, denn das Gestein ist sehr brüchig und es bröselt immer mal wieder herab, insbesondere durch vorausgehende Kletterer.
Der Grat zu den beiden anderen Gipfeln der Dreitorspitze grenzt schon an den Schwierigkeitsgrad des Jubiläumsgrats, denke ich zumindest. Aufs Weitergehen hatte ich somit keine Lust. Denn da darf man sich keinen Fehler erlauben. Einige Bergsteiger machten die Überschreitung von der Meilerhütte über Signalkopf, vorbei am Bayerländerturm (2507 m) und über die beiden anderen Gipfel der Partenkirchener Dreitorspitze. Das erschien mir zu schwierig. Es soll auch eine kurze Abseilstelle geben. Nein, danke. Wenn ich mir beim Klettern den Weg selbst suchen muss und keine roten Punkte habe, macht es mir keinen Spaß. Das Risiko, dass ich mich versteige, ist mir zu groß. Wenn, dann würde ich so etwas mit Bergführer machen. Denn es geht nichts über Ortskenntnis. Aber ich habe von der Westlichen Dreitorspitze einen guten Eindruck von der gesamten Landschaft bekommen. Das reicht mir.
Neben den bereits erwähnten Gipfeln schweift der Blick im weiten Rund hinüber zur Hohen Munde, zum Zugspitzgebiet und den gesamten Ammergauer Alpen, zum Estergebirge, zur Benediktenwand und zum Karwendel, dahinter die Guffertspitze. Die Arnspitzen sind schön zu sehen, außerdem die Seefelder Spitze und die Reither Spitze. Die Wildspitze zeigt ihr weißes Gewand. Ich meine, auch den Großglockner und den Großvenediger erkannt zu haben, außerdem die Wilde Kreuzspitze und die Saile (Axamer Lizum). Unmittelbar gegenüber liegen die Schöttelkarspitze mit Biwakschachtel, Scharnitzspitze, Plattig und Hochwanner. Die Gehrenspitze wird von der Leutascher Dreitorspitze verdeckt.
Nachdem ich mich wie immer fast eine Stunde auf dem Gipfel aufgehalten habe, ging es den gleichen Weg zurück zur Meilerhütte. Nach dem Klettersteig musste man im Geröll höllisch aufpassen. Auf der Meilerhütte gönnte ich mir noch eine Speckknödelsuppe, bevor ich durchs Bergleintal nach Leutasch abstieg, denn es sollte ja eine Überschreitung werden. Zu beiden Seiten ragten die Wände steil auf, zum einen der Musterstein (2478 m), zum anderen der Öfelekopf. Der Abstieg durchs Leutascher Platt war mit 4 Stunden angegeben. Trotz Pausen, denn der Abstieg ging in die Knochen, benötigte ich aber nur gut 3 Stunden. Der Schotterteil zog sich bis weit ins Tal. Aus dem Schotterbett des Bergleinbachs heraus fiel der Blick wunderbar auf die Arnspitzen. Unterwegs lernte ich Martin aus München kennen, der mich netterweise zurück mit nach Garmisch nahm. Irgendwie kommt man immer nach Hause, so musste ich mich nicht mit dem Bus beschäftigen. Und jetzt kenne ich auch den Abstieg nach Leutasch.
Der erste gpx-Track weist den Weg vom Skistadion bis zur Meilerhütte. Der zweite gpx-Track enthält den Aufstieg zur Westlichen Partenkirchener Dreitorspitze, den gleichen Rückweg zur Meilerhütte und den Abstieg durch das Bergleintal nach Leutasch.
Bilder-Galerie
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Blick von zuhause auf die Dreitorspitzen
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Blick von Partenkirchen auf die Dreitorspitzen
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Blick von Vordergraseck auf die Dreitorspitzen
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Hochblassen und Alpspitze vom Kälbersteig gesehen
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Das Schachenschloss in Sichtweite
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Ankunft am Schachenschloss
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Blick vom Schachen auf Hochblassen und Alpspitze
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Der Aussichtspavillon am Schachen
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Blick ins Reintal
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Blick übers Schachenschloss auf das Estergebirge
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Schachenschloss und Schachenhaus
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Die Dreitorspitzen kommen näher
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Die Meilerhütte spitzt links heraus
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Die Meilerhütte kommt näher
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Ankunft an der Meilerhütte
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Blick von Tirol nach Bayern
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Die Signalkuppe
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Sonnenuntergang an der Zugspitze
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Sonnenuntergang über den Ammergauern
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Blick von der Törlspitze auf die Frauenalplspitz
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Leutascher Dreitorspitze und Signalkuppe
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Auf der Westlichen Törlspitze
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Abendsonne über der Zugspitze, Alpspitze und Waxensteinen
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Sonnenaufgang an der Signalkuppe
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Blick ins Bergleintal nach Leutasch
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Blick zurück auf Meilerhütte und Törlspitze
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Viel Geröll auf dem Weg zur Dreitorspitze
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Klettersteig zur Westlichen Dreitorspitze
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Die Leutascher Dreitorspitze
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Hohe Munde, Ost- und Westgipfel
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Leutascher Dreitorspitze und Hohe Munde
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Blick zum Reintal und zur Zugspitze
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Der Grat zur Nordöstlichen Dreitorspitze
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Seefeld und Leutascher Dreitorspitze
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Tiefblick am Klettersteig
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Zurück an der Meilerhütte
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Die Arnspitzen vom Bergleintal gesehen