

Vier Tage durch das Oberallgäu und zum südlichsten Punkt Deutschlands
Bevor ich ausführlicher auf die einzelnen Tage eingehe, zunächst eine kurze Übersicht:
Tag 1:
Wanderung von der Talstation der Fellhornbahn in Oberstdorf zur Fiderepasshütte und Aufstieg zur Oberstdorfer Hammerspitze, Übernachtung in der Fiderepasshütte
Tag 2:
Mindelheimer Klettersteig, Übernachtung in der Mindelheimer Hütte
Tag 3:
Südlichster Punkt Deutschlands und Widderstein, Übernachtung in der Widdersteinhütte
Tag 4:
Abstieg nach Baad im Kleinwalsertal
Tag 1
Vom Bahnhof in Oberstdorf fuhr ich mit dem Bus zur Talstation der Fellhornbahn, ca. 7 km südlich von Oberstdorf. Faistenoy heißt der Ort auf gut 900 m. Ich wanderte 3½ Stunden zur Fiderepasshütte. Zunächst ging es einen schönen Steig durch den Wald, dann ein Stück auf einer geteerten Bergstraße nach Süden. Es folgten zwei Bergstufen bis zur Hütte auf 2.070 m. Nach einer Pause kletterte ich noch auf die Oberstdorfer Hammerspitze (2260 m). Das waren ca. 1½ Stunden, denn die Wegfindung war schwierig, worauf der Hüttenwirt zuvor hingewiesen hatte. Unterhalb der Gipfelscharte muss man sich unbedingt nach rechts halten, bis zu einem Holzstecken am Grat. Von dort geht man dann wieder nach links den Grat entlang Richtung Gipfelkreuz. Die letzten 10 Meter hinauf zum Gipfelkreuz habe ich mir allerdings geschenkt. Da fehlten im unteren Bereich der Wand die Sicherungen und das war mir dann zu heikel. Erst danach gab es noch drei Trittstufen. Wahrscheinlich hätte ich es geschafft, aber man muss ja auch wieder runter. Mir hat es deshalb gereicht, das Gipfelkreuz zu sehen. Einem anderen Wanderer half ich beim Abstieg vom Gipfelkreuz, indem ich ihm zurief, wo er den Fuß hinsetzen konnte.
Tag 2
Am zweiten Tag absolvierte ich den Mindelheimer Klettersteig, von dem ich zuvor schon oft gehört hatte. Der Klettersteig ist teilweise durchaus anspruchsvoll, aber gut machbar. Der Schwierigkeitsgrad ist mit C angegeben. Der Steig ist nicht nur optisch, sondern auch vom Anspruch her vergleichbar mit dem Mittenwalder Höhenweg. Bis zum Einstieg folgt man einer Querung unterhalb der Schafalpenköpfe. Dann geht es über die drei Schafalpenköpfe in die andere Richtung. Die drei Berge zeichnen sich allerdings nicht durch Gipfelkreuze aus. Im Anschluss an den Klettersteig gab es mit dem Kemptner Köpfle (2191 m) dann doch noch ein Gipfelkreuz. Das Kemptner Köpfle hat übrigens nichts mit der Stadt Kempten zu tun. Vielmehr leitet sich der Begriff ab von „Kemmat“, wie früher ein „Kamin“ bezeichnet wurde. Diese Form hat der Berg auch, wenn man von der Mindelheimer Hütte zurückblickt. Bis zur Mindelheimer Hütte benötigte ich ca. 5½ Stunden, davon etwa 4 Stunden für den Klettersteig. Deshalb entschloss ich mich, am Nachmittag auf der Hütte zu relaxen. Ansonsten hätte sich das benachbarte Geißhorn angeboten. Von der Mindelheimer Hütte auf 2013 m kann man hinüber zum Schrofenpass schauen, einem berüchtigten Pass für Alpenüberquerer mit dem Mountainbike. Den Schrofenpass habe ich mir zwei Wochen später angeschaut.
Tag 3
Am dritten Tag wanderte ich gemütlich zum südlichsten Punkt Deutschlands an der Grenze zu Vorarlberg. Diesen ziert der schöne Grenzstein 147, der ca. auf einer Höhe von 2145 m liegt. Bei mir kam da etwas Key-West-Feeling auf, erinnerte es mich doch an den südlichsten Punkt der kontinentalen USA in Florida. Dort steht eine große Tonne mit dem Hinweis, dass es nur noch 90 Meilen nach Kuba sind. Vom Haldenwanger Eck auf 1933 m, wo auch ein Gipfelkreuz steht, blickt man zurück auf diesen südlichsten Punkt. Oftmals wird das Haldenwanger Eck als südlichster Punkt bezeichnet, das ist aber nicht richtig. Dort steht nur ein Gipfelkreuz in der Nähe des südlichsten Punkts. Der südlichste Punkt ist dort, wo der schöne Grenzstein steht. Aber sogar auf dem Gipfelkreuz steht das falsch. Deshalb habe ich bei der Planung der Tour immer wieder gestutzt, was denn nun richtig ist.
Vom Haldenwanger Eck bis zur Widdersteinhütte zieht es sich dann. Zur Linken blickt man hinab zur Bregenzerwaldstraße und zum Hochtannbergpass mit dem Skigebiet Schröcken, zwischen Warth und Schröcken, wo ich vor vielen Jahren mal zu Skifahren war. Durch den Umweg über den Grenzstein war ich bis zur Widdersteinhütte auf 2015 m etwa 4½ Stunden unterwegs.
Nach einer Pause bin ich am Nachmittag noch auf den Großen Widderstein (2533 m) gestiegen, den höchsten Gipfel und Wahrzeichen des Kleinwalsertals, der sich als Pyramide hinter der Widdersteinhütte erhebt. Das war von Anfang bis Ende eine durchaus anspruchsvolle Kraxelei. Zum Glück war der Weg gut markiert. Für den Auf- und Abstieg benötigte ich ca. 3 Stunden. Der Widderstein ist übrigens nach den dort anzutreffenden Steinböcken benannt, die früher als Widder bezeichnet wurden. Steinböcke traf ich allerdings keine. Ich habe jedoch gelesen, dass die Steinbock-Population am Widderstein vom Gran Paradiso in Italien stammt, wie auch die Steinböcke an der Benediktenwand.
Tag 4
Am letzten Tag stieg ich hinab nach Baad, ganz hinten im Kleinwalsertal. Da sei der schönere Abstieg als der nach Mittelberg, wurde mir gesagt. Zunächst führte der Weg unterhalb des Widderstein entlang nach Westen, dann knickt die Route nach Norden ab. Die Wanderung über die saftigen grünen Wiesen war ein Augenschmaus und ein schöner Ausklang meiner Mindelheimer Runde. Mit Buttermilchpause auf der Bärgunt-Hütte benötigte ich drei Stunden bis ins Tal. Am Ende passiert man eine Brücke, unter der sich der Zusammenfluss von Bärguntbach und Derrabach befindet, die sich hier zur Breitach vereinen, die bei Oberstdorf durch die berühmte Breitachklamm fließt, der tiefsten Felsenschlucht Mitteleuropas. Mit dem Bus ging es von Baad zurück nach Oberstdorf. Da noch etwas Zeit war, bis mein Zug fuhr, flanierte ich noch durch die wunderschöne Fußgängerzone von Oberstdorf.
Fazit: Es war eine abwechslungsreiche und spannende Runde, die ich als Mindelheimer Runde in Erinnerung behalten werde. Der Mindelheimer Klettersteig stand im Mittelpunkt der Tour. Mit der Oberstdorfer Hammerspitze (nicht ganz) und dem Großen Widderstein hatte ich auch zwei echte Klettergipfel dabei. Interessant fand ich auch den südlichsten Punkt Deutschlands, wenngleich das nur eine Frage der Kartierung ist. Aber andere reisen zum Nordkap, um einmal am nördlichsten Punkt Europas zu stehen. Was mir auch aufgefallen ist: Auf keiner der drei Hütten dieser Tour gab es eine Kaspressknödelsuppe. Der Hype um diese Suppe ist im Oberallgäu offenbar noch nicht angekommen. Dafür kam ich in den Genuss von Buttermilch mit Früchten. I love it. Überhaupt war das Essen auf den drei Hütten hervorragend. Die Hüttenwirte lassen sich bei der Qualität wirklich nicht lumpen. Toll.
Bilder-Galerie
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Die erste Stufe vor der Fiderepasshütte
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Die zweite Stufe vor der Fiderepasshütte
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Fiderepasshütte mit Hammerspitze
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Blick auf die Fiderepasshütte
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Kurz vor dem Gipfel der Hammerspitze
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Der Hohe Ifen beim Sonnenuntergang
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Säntis und Altmann, bereits in der Schweiz
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Blick zum Mindelheimer Klettersteig
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Fiderepasshütte und Hammerspitze
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Der Mindelheimer Klettersteig ist nicht ohne
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Interessanter Übergang am Klettersteig
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Anspruchsvolle Stelle
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Blick zum finalen Kemptner Köpfle
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Interessantes Fenster im Fels
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Kurz vorm Kemptner Köpfl
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Das Kemptner Köpfl von der anderen Seite
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Mindelheimer Hütte mit Biberkopf
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Blick hinüber zum Schrofenpass
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Mindelheimer Hütte mit Kemptner Köpfl
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Scharte nach der Mindelheimer Hütte
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Unterwegs zum südlichsten Punkt Deutschlands
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Der südlichste Punkt Deutschlands
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Blick von der österreichischen Seite
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Am Haldenwanger Eck
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Blick zurück zum südlichsten Punkt
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Blick Richtung Schröcken
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Der Widderstein hinter der Hütte
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Anspruchsvolle Kraxelei am Widderstein
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Den Widderstein-Gipfel im Visier
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Nicht allein am Widderstein
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Abstieg vom Widderstein
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Abendstimmung an der Widdersteinhütte
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Widdersteinhütte mit Widderstein
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Der Hohe Ifen
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Blick zurück zum Widderstein